Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Zubau an Photovoltaikanlagen im Juli dieses Jahres um die Hälfte zurückgegangen. Sollte es so weitergehen, wird die Einspeisevergütung steigen. Das hängt aber von einigen Faktoren ab, die noch nicht feststehen.
Der Photovoltaikmarkt in Deutschland ist im Juli dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum regelrecht zusammengebrochen. Denn die Bundesnetzagentur vermeldet einen Zubau für Juli 2016 von 81,628 Megawatt. Das ist weniger als die Hälfte des Zubaus im Juli 2015. In dem Wert sind auch drei Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von 7,328 Megawatt enthalten, die allerdings auch tatsächlich im Juli dieses Jahres in Betrieb gingen. Es waren also keine nachgemeldeten Anlagen aus den Vorjahren, wie das in den vergangenen Monaten üblich war.
Für die deutsche Solarbranche ist dies aber ein heftiger Rückschlag, nachdem es bisher zumindest so aussah, als ob der Markt nicht allzu stark rückläufig ist. In Juni dieses Jahres konnte sogar erstmals wieder mehr Anlagenleistung neu ans Netz angeschlossen werden als noch im gleichen Monat des Vorjahres. Mit dem Bau von 4.999 Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von 74,3 Megawatt blieben die Auftragsbücher der Handwerker aber vergleichsweise leer.
Vergütung könnte steigen
Sollte es in diesem Rahmen weitergehen, könnte zum 1. Oktober erstmals die Einspeisevergütung wieder sinken. Denn bisher sind seit August 2015 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1,022 Gigawatt ans Netz gegangen. Jetzt kommt es darauf an, welches Zubauziel die Bundesnetzagentur bei der Berechnung zugrunde legt. Nimmt die Behörde den untersten Wert des Zubaukorridors von 2,4 Gigawatt pro Jahr, bleiben die Tarife bis zum Jahresende stabil. Denn dann liegt der Zubau schon jetzt bei einem Minus von weniger als 1,4 Gigawatt pro Jahr – der Wert, ab dem die Tarife steigen. Sollte die Bundesnetzagentur allerdings den Oberwert des Korridors, also 2,6 Gigawatt, oder den Mittelwert zwischen beiden Grenzen von 2,5 Gigawatt zugrunde legen, kommt es auf den Zubau im August an. Liegt dieser niedrig genug, könnte der Ausbau der Solarstromleistung innerhalb der vergangenen zwölf Monate tatsächlich mehr als 1,4 Gigawatt unter dem Plan der Bundesregierung liegen. Dann steigen die Tarife einmalig im Oktober um 1,5 Prozent an.
EEG-Novelle hilft dem Markt nicht
Wie sich der Zubau entwickeln wird, bleibt ungewiss. Denn die EEG-Novelle hat nur wenige Änderungen für die Photovoltaik gebracht – und vor allem kaum Verbesserungen. Die Tatsache, dass Dachanlagen mit einer Leistung von mehr als 750 Kilowatt im kommenden Jahr in die Ausschreibungen gehen müssen, um einen Einspeisetarif zu bekommen, könnte dazu führen, dass die Hauseigentümer, die eine solche große Dachanlagen schon geplant haben, darauf drängen, dass der Generator noch in diesem Jahr in Betrieb geht. Auf der anderen Seite werden vergleichsweise kleine Freiflächenanlagen mit einer Leistung von bis zu 750 Kilowatt von den Ausschreibungen befreit. Das bedeutet, dass Investoren, die eine solche Anlage planen, tunlichst bis zum kommenden Jahr warten werden. Ein dritter Punkt ist, dass sich viele Projektierer und auch Energiegenossenschaften offensichtlich das Modell des Mieterstroms als Ausweg aus der schlechten Auftragslage entdeckt haben. Hier ist noch viel möglich. Abgesehen von diesen drei Varianten ist aber kaum zu erwarten, dass sich am Markt in Deutschland viel ändern wird. (Sven Ullrich)