Die Verbraucher von Öl und Gas sollen die Energiewende stärker mitfinanzieren. Rudolf Sonnemann, Chef von Stiebel Eltron, hat dazu einen konkreten Vorschlag parat. Ziel muss es sein, Verbraucher klimaschädlicher Energieträger mehr zur Kasse zu bitten und weniger die Ökostromkunden.
Die Energiewende über finanzielle Belastung der fossilen Energieträger finanzieren, das fordert Rudolf Sonnemann, Vorsitzender des Wärmepumpenherstellers Stiebel Eltron. Er reagiert damit auf die Ergebnisse des aktuellen Stiebel Eltron Energie-Trendmonitors. Der Wärmepumpenanbieter aus Holzminden hat 1.000 Bundesbürger danach befragt, ob sie sich vorstellen könnten, dass fossile Energieträger stärker finanziell belastet werden, wenn im Gegensatz dazu grüner Strom billiger würde. Mit 65 Prozent antworteten fast zwei Drittel der Befragten mit ja. Gleichzeitig sagen 82 Prozent der befragten Bundesbürger, dass die Regierung mehr für den Umweltschutz tun müsse, um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Heizen mit Öl und Gas ist ungeliebt
Generell kritisch sehen die Bundesbürger den Einsatz fossiler Brennstoffe zur Gebäudebeheizung und Warmwasserbereitung – ein weiteres Ergebnis der Umfrage. So wünschen sich gut drei Viertel der Befragten eine stärkere staatliche Förderung von wind- und sonnenbetriebenen Energiesystemen, wie Luft- oder Erdwärmepumpen. Mit solchen Heizgeräten könne der Hauseigentümer in Zukunft auf fossile Energieträger verzichten, wenn er sie mit Ökostrom betreibt, betonen die Holzmindener. Vorbild ist Dänemark. Dort ist schon längst der Neubau von fossilen Heizungsanlagen verboten. Über die Hälfte der Befragten befürwortet, sich diesem Vorbild anzuschließen und auch in Deutschland den Bau von neuen Gas- oder Ölheizungen gesetzlich zu untersagen.
Jetzt ist die beste Gelegenheit
Auf der Basis dieser Ergebnisse schlägt Stiebel-Eltron-Chef Rudolf Sonnemann vor, dass die Energiewende auch von Nutzern klimaschädlicher Brennstoffe mitbezahlt wird und nicht nur von den Stromkunden. So betragen die staatlichen Belastungen beim Endkundenpreis für Gas bei etwa 50 Prozent. Beim Heizöl liegen diese sogar nur bei 30 Prozent. Der Ökostrompreis hingegen setzt sich zu 70 Prozent aus staatlichen Kostenbestandteilen zusammen. Mit nur 30 Prozent fließen die Gestehungskosten in den Strompreis für Endkunden mit ein. „Es ist doch widersinnig, dass wir die Finanzierung der Energiewenden ausgerechnet auf Strom umlegen, der einzigen Energieform, mit der die Klimaziele zu erreichen sind“, erklärt Sonnemann. „Wer es mit der CO2-Einsparung wirklich ernst meint, muss handeln. Jetzt ist die beste Gelegenheit, die Lasten der EEG-Umlage fairer zu verteilen.“ Sonnemann meint damit nicht, die großen Stromverbraucher stärker zu belasten, sondern die fossilen Heizenergieträger stärker zu belasten. Im Gegensatz könnte der Preis für klimafreundlichen Ökostrom gesenkt werden, indem die vom Staat erhobenen Preisbestandteile wegfallen. Auf diese weiße entstünde kein Loch im Steuertopf des Staates. Gleichzeitig würden aber die eigentlichen Verursacher der Erderwärmung zur Verantwortung gezogen.
Ökostromrechnung entlasten
Für den Verbraucher wären die zusätzlichen Kostenbelastungen gering. Zum einen sind die Gas- und Ölpreise derzeit im Keller, so dass jetzt der günstige Augenblick wäre, das Finanzierungssystem der Energiewende auf die von Sonnemann vorgeschlagene Weise umzustellen. „Die möglichen Mehrkosten pro Liter Öl oder Kubikmeter Gas finanzieren die Verbraucher mit einem Teil der Einsparungen aus dem aktuell sehr günstigen Einkauf“, erklärt Sonnemann. „Gleichzeitig sorgen die enormen Verbrauchsmengen fossiler Brennstoffe in Deutschland für eine sehr moderate Belastung jedes Einzelnen – bei Entlastung der Stromrechnung“, erläutert der Stiebel-Eltron-Chef. Schließlich würden die Preise für den Ökostrom sinken. „Das wäre ein Befreiungsschlag für den Strompreis, während die Mehrbelastungen bei Öl und Gas kaum spürbar wäre. Im Ergebnis wäre dieses Modell ein wichtiger neuer Impuls für die Energiewende“, fasst Sonnemann zusammen. Diese Energiewende kommt gerade auf dem Wärmesektor noch gar nicht voran. Mit sinkenden Ökostrompreisen würde wiederum das Heizen mit solar- oder windkraftbetriebenen Wärmepumpen wirtschaftlicher. (Sven Ullrich)