Der Branchenverband Eurosolar hat in Rom die diesjährigen europäischen Solarpreise verliehen. Neben der herausragenden energetischen Sanierung von Gebäuden prämiert die Jury auch einen Elektrolaster mit Solaranlage und einen Radiosender in Uganda.
In Rom hat die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) die diesjährigen europäischen Solarpreise verliehen. Sie gehen jeweils in zwei Kategorien nach Deutschland und in die Schweiz. So gewinnt die Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt Klärle im bayerischen Weikersheim den Preis in der Kategorie Architektur, Bauen und Stadtentwicklung. Damit würdigt die Jury die energetische Sanierung des neuen Unternehmenssitzes von Klärle. Die Herausforderung war vor allem die Integration erneuerbarer Energien in historische Gebäude auf ästhetische Weise. Das Weikersheimer Unternehmen hat die drei Dächer der Firmengebäude jeweils mit Solarmodulen bestückt. Diese Generatoren leisten zusammen 108 Kilowatt und versorgen die Gebäude vollständig mit Strom. Zusätzlich liefern sie noch den Strom für die Wärmepumpe, mit der die Gebäude beheizt werden, und für eine Ladestation für Elektroautos. Der zweite deutsche Preisträger sind die Energiepioniere Hollich und der Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen für die Konzeption der Energielandschaft Hollich.
Photovoltaikfassade ausgezeichnet
Der Preis in der Kategorie Industrie- und Gewerbeunternehmen hat der Dämmstoffhersteller Flumroc gewonnen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz im eidgenössischen Flums, St. Gallen, energetisch saniert. Inzwischen produziert das Bürogebäude des schweizerischen Unternehmens mehr Strom als es selbst verbraucht. Das liegt nicht nur an der üppigen Wärmedämmung, die Flumroc eingebaut hat. Allein damit senkt das Unternehmen seinen Gesamtenergiebedarf um 71 Prozent von 340.000 auf 99.100 Kilowattstunden pro Jahr. Zum eigentlichen Plus-Energie-Haus wird das Gebäude nur durch die die Solarstromanlagen, die sich Flumroc an die Fassade und auf das Dach installieren ließ. Die Fassade trägt immerhin eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von 414 Quadratmetern. Diese leistet 57 Kilowatt und bringt einen Ertrag von 41.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die Anlage auf dem Dach hat eine Leistung von 71,3 Kilowatt und trägt mit 73.000 Kilowattstunden zur Energieversorgung des Hauses bei. Damit liegt der Ertrag aus den Solaranlagen 15 Prozent über dem Energiebedarf des Bürogebäudes. Diesen Überschuss nutzt Flumroc in der Produktion.
Warenlieferung mit Elektrolaster
Als zweites eidgenössisches Unternehmen wurde die Groß- und Einzelhandelsgenossenschaft Coop in der Kategorie Transport und Mobilität ausgezeichnet. Denn die Genossenschaft liefert seit Januar dieses Jahres einen Teil ihrer Waren mit einem Lkw aus, der elektrisch angetrieben wird. Die beiden Elektromotoren des Lasters leisten zusammen 300 Kilowatt. Damit bringt der Lkw immerhin 400 Pferdestärken auf die Straße. Die Stromversorgung übernimmt nicht nur eine Ladestation, sondern unterwegs auch eine 17,5 Quadratmeter große Solarstromanlage, die auf dem Dach des Kofferaufbaus installiert ist. Diese leistet immerhin drei Kilowatt und hat einen Ertrag von 2.000 Kilowattstunden pro Jahr. Zusammen mit der Rekuperation, also der Stromrückgewinnung beim Bremsen, trägt sie zu etwa 23 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Lkw bei. Die Betriebswerte des Elektro-Lkw können sich sehen lassen. Er hat eine durchschnittliche Reichweite von 240 Kilometer pro Tag. Dies reicht für die Warenlieferungen vollkommen aus. Dabei verbraucht er weniger Energie als ein normaler Diesel-Lkw. Der Strombedarf liegt bei 130 Kilowattstunden pro 100 Kilometern. Durch die Gewinne aus der Rekuperation und den Ertrag aus der Solaranlage sinkt dieser Verbrauch allerdings auf etwa 100 Kilowattstunden. Im Vergleich dazu braucht ein Diesel-Lkw mit der gleichen Nutz- und Eigenlast das Dreifache. Um die Reichweite zu erreichen, ist der Lkw mit einem üppigen Akkupaket ausgestattet. Dieses senkt die Nutzlast des Lasters allerdings um eine Tonne.
Sonderpreis für Tritec
Die schweizerische Solarbranche kann sich auch noch über einen Sonderpreis freuen. Denn Giorgio Hefti, Gründer und Geschäftsführer des Systemanbieters Tritec, hat einen speziellen Preis für sein persönliches Engagement bekommen. Die Jury würdigt damit die Erfolge des Unternehmens, das inzwischen Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 400 Megawatt installiert hat. Damit leisten alle Anlagen von Tritec mehr als die drei Schweizer Kernkraftwerke Benznau I und II sowie Mühlenberg.
Sonnenradio in Uganda
Einer der restlichen Preise geht nach Australien. Die Stadt Sidney wurde in der Kategorie Städte, Regionen und öffentliche Unternehmen für ihren Masterplan ausgezeichnet. Dieser sieht vor, bis 2030 immerhin 30 Prozent des Strombedarfs der Stadt mit erneuerbaren Energien zu decken und dadurch die Treibhausgasemissionen um 70 Prozent im Vergleich zu 2006 zu senken. Zwei weitere Preise in der Kategorie Industrie- und Gewerbeunternehmen gingen an die Projektentwickler Enel Green Power mit Sitz in Rom und 40South Enregy im südenglischen Plymouth für ihre gemeinsame Weiterentwicklung von Generatoren zur Nutzung der Energie aus Ozeanwellen. Den Preis für die internationale Kooperation und Entwicklungszusammenarbeit erhielt Radio Pacis in Uganda. Der afrikanische Radiosender hat durch die Installation eines Solarkraftwerks seine Betriebskosten drastisch gesenkt. Der Generator trägt außerdem zur ländlichen Elektrifizierung in Uganda bei. (Sven Ullrich)