Solaranlagen, die unter Wasser stehen, sind mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Der TÜV Rheinland hat drei Grundregeln aufgestellt, wie sich Hauseigentümer und Rettungskräfte verhalten sollen, wenn ein Photovoltaikgenerator auf dem Dach installiert und der Keller überflutet ist.
Aus gegebenem Anlass weißt der TÜV Rheinland noch einmal auf die Gefahren hin, die von einer Photovoltaikanlagen bei Hochwasser ausgehen können. Gerade in den derzeit von den Überschwemmungen betroffenen Regionen in Bayern sind viele kleine dezentrale Generatoren auf den Dächern der Gebäude installiert, deren Keller gerade unter Wasser stehen. Hier lauern die Gefahren für die Hausbewohner und die Rettungskräfte. „Denn auch wenn das Stromnetz abgeschaltet ist, gilt: Befinden sich die Anlageninstallationen mit Wechselrichter und Anschluss an das Stromnetz in überfluteten Hausbereichen, besteht das Risiko eines Stromschlages oder einer Knallgasexplosion“, warnen die Kölner Prüfer und Experten.
1. Abstand halten
Denn auf der einen Seite erzeugen die Solaranlagen Strom, sobald die Sonne auf die Module scheint. So fließt auch Strom in das Gebäude, wenn das Netz abgeschaltet ist. „Solange die Installation der Solaranlage beispielsweise im Keller noch unter Spannung stehen könnte, dürfen die gefluteten Räume niemals betreten werden, erklärt Willi Vaaßen, Geschäftsfeldleiter Photovoltaik beim TÜV Rheinland, die wichtigste Grundregel. Deshalb sollte sich niemand den Anschlusskästen oder den Wechselrichtern einer Solaranlage nähern, wenn diese unter Wasser stehen. „Eine Ausnahme sind Anlagen, die über einen separaten Schalter stillgelegt werden können, der sich in der Nähe des Solargenerators im nicht überfluteten Bereich befindet“, zeigt Vaaßen eine einfache aber wirksame Lösung auf, die schon bei der Installation der Anlage beachtet werden sollte.
2. Offenes Feuer vermeiden
Der Strom aus dem Photovoltaikgenerator birgt noch eine weitere Gefahr. Fließen die Ströme zwischen Plus- und Minuspolen durch Wasser, sind sie in der Lage, das Wasser, das im Keller steht, elektrolytisch in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. In der Brennstoffzelle ist das ein erwünschter Prozess. Im überfluteten Keller kann das verheerend sein. „Sammelt sich Wasserstoff in schlecht gelüfteten Räumen, steigt das Explosionsrisiko, sobald eine Zündquelle ins Spiel kommt“, beschreibt Willi Vaaßen die Gefahr. „Deshalb ist das wichtigste, bei beginnenden Aufräumarbeiten offenes Feuer unbedingt zu vermeiden und die Räume sofort sehr gut zu lüften.“ Sonst explodiert das Gasgemisch.
3. Erst nach Überprüfung wieder in Betrieb nehmen
Wenn die Solaranlage nicht oberhalb der Flutlinie im Gebäude automatisch oder manuell abschaltbar ist, sollte grundsätzlich ein ausgebildeter Elektriker den Generator über der Überflutung abklemmen. Sinkt der Wasserpegel und beginnen die Aufräumarbeiten, sollte zunächst ein ausgebildeter Elektriker kontrollieren, welchen Schaden die Installation genommen hat, bevor sie wieder in Betrieb geht. Idealerweise solle dies ein Mitarbeiter des Installationsbetriebs machen, der die Anlage errichtet hat, betonen die Experten vom TÜV Rheinland. „Diese können mögliche Gefahren schnell ausschließen und notfalls die Anlage fachmännisch stilllegen, bis die elektrischen Anlagen trockengelegt und auf Schäden kontrolliert worden sind“, beschreiben sie den Vorteil. (Sven Ullrich)