Die Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sprechen für sich. Mit vorläufig geschätzten 102,3 Milliarden Kilowattstunden haben die erneuerbaren Energien im Jahr 2010 einen Anteil von 17 Prozent am Gesamtstrombedarf in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil damit um 0,6 Prozentpunkte angestiegen. Der meiste Strom wurde von Windkraftanlagen geliefert, obwohl ihr Anteil mit 6,2 Prozent aufgrund des schwachen Windjahres 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte rückläufig war. Die Stromgewinnung aus Biomasse stieg um 0,3 Prozent auf 4,7. Die Wasserkraft sank um 0,1 auf 3,2 Prozent. Mit 0,9 Prozentpunkten verzeichnete die Photovoltaik das größte Wachstum. Sie lieferte insgesamt zwei Prozent des verbrauchten Stroms. Der Anteil des Stroms aus Müllkraftwerken, die ebenfalls zu den regenerativen Stromerzeugern gerechnet werden, betrug 0,8 Prozent.
Kritik an hoher Photovoltaik-Förderung
Kritik übt der BDEW vor allem an der hohen Förderung von Photovoltaik-Anlagen. Trotz ihres geringen Anteils an der Gesamtstromerzeugung werde der Solarstrom die Verbraucher im Jahr 2010 mindestens 3,3 Milliarden Euro kosten. Im kommenden Jahr würde sich der Betrag außerdem um mehr als das Doppelte auf 6,8 Milliarden Euro erhöhen. Vergleichbare Zahlen der entstehenden Kosten durch nicht-regenerative Energiequellen werden in der Veröffentlichung nicht genannt. Preissenkende Effekte des Ökostroms an der Strombörse vernachlässigt der BDEW in seiner Darstellung ebenfalls.
DIW betont langfristigen Nutzen der Erneuerbaren
Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht die Kostenentwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien weniger pessimistisch. Ihr Ausbau werde „unter dem Strich zu einem kräftigeren Wirtschaftswachstum und einem anziehenden Konsum führen“, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung des Institituts. Die Studie berechnet die langfristige volkwirtschaftliche Nettobilanz des Ausbaus der Erneuerbaren bis zum Jahr 2030. So werde das Bruttoinlandsprodukt dann rund drei Prozent höher liegen, als es ohne den Ausbau zu erwarten sei. Der private Konsum werde durch den Ausbau der regenerativen Energiequellen bis dahin um 3,5 Prozent ansteigen, die privaten Anlageinvestitionen sogar um 6,7 Prozent. Die Studie berücksichtigt neben den kostentreibenden Effekten des Ökostroms, zum Beispiel durch die umlagefinanzierte Einspeisevergütung, auch wachstumsfördernde Impulse, wie Investitionen in Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Für eine umfassende Bewertung dieser Effekte sei es wichtig, die zum Teil gegenläufigen Effekte konsistent in ein Gesamtmodell zu integrieren, heißt es beim DIW. (Mirco Sieg)