Zwar profitiert auch der Markt für Offgrid-Photovoltaik derzeit von den fallenden Modul- und Systempreisen im Ongrid-Bereich. Doch in vielen Entwicklungsländern, vor allem im südlichen Afrika, sind die Branche als auch die Politik gefordert Photovoltaik attraktiver zu machen und transparente Märkte aufzubauen. Dies war eine wichtige Botschaft eines Offgrid-Workshops, zu dem der Großhändler Phaesun anlässlich seines zehnjährigen Firmenjubiläums am Wochenende eingeladen hatte.
Über 120 Kunden und Zulieferer aus mehr als 20 Ländern kamen ins bayerische Memmingen, um sich bei Phaesun über die Herausforderungen und Trends des Offgrid-Marktes für Solarstrom auszutauschen. Dabei wurden sowohl Potenziale als auch Hindernisse deutlich. Eigentlich ist der Markt der ländlichen Elektrifizierung gigantisch groß: 1,5 Milliarden Menschen haben derzeit nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) keinen zuverlässigen Zugang zur Stromversorgung und in vielen Fällen ist die Offgrid-Versorgung mit Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien kostengünstiger als ein Netzanschluss, wie Alexandra Reis von der Alliance for Rural Electrification (ARE) aus Brüssel unterstrich. So koste der Netzausbau pro Kilometer in Senegal 15.960 US-Dollar und in Mali 19.070 US-Dollar und sei damit drei bis viermal so teuer wie unter normalen Bedingungen. Der Anteil der Offgrid-Photovoltaik ist bislang allerdings eher gering. Der Zubau lag Solarbuzz zufolge im vergangenen Jahr bei 370 Megawatt. In vielen Entwicklungsländern hemmen unter anderem hohe Einfuhrzölle, hohe Kreditzinsen, Korruption und fehlendes Know-How die Entwicklung eines Offgrid-Marktes für Solarstrom. Zusätzlich verschlechterten subventionierte Hilfsprojekte im Endkundenbereich – beispielsweise der Weltbank - das Image der Photovoltaik, weil oft zu Billigpreisen schlechte Qualität installiert wurde, heißt es auf dem Workshop weiter. „Deshalb setzen wir auf Qualität sowie auf Infrastrukturprojekte und Industrieprojekte im öffentlichen Bereich“, unterstreicht Phaesun-Geschäftsführer Tobias Zwirner. Zwar profitiere der Offgrid-Bereich derzeit auch von den fallenden Modulpreisen im allgemeinen Markt, doch warnte Zwirner davor nur auf den Preis zu schauen und die Qualität auf der Strecke zu lassen. Ähnlich äußerte sich Huguette Aust, Sales Director PV bei Steca.
Nach Angaben von Helmut Zeltner, Teilhaber von Phaesun und Geschäftsführer von Franken Solar, liegen derzeit die Systempreise für Offgrid-Photovoltaik mindestens 30 bis 40 Prozent über denen für netzgekoppelte Anlagen. Ein wichtiger Grund hierfür ist die fehlende Massenproduktion von meist leistungsschwächeren und kleineren Offgrid-Modulen. So liegt selbst bei Herstellern, die im Offgrid-Bereich engagiert sind, wie ET Solar und SolarWorld, der Anteil der Offgrid-Module an der Gesamtproduktion bei nur zwei bis drei Prozent. Dazu kommen die relativ hohen Preise für Batterien und Akkus. „Doch durch den zunehmenden Wettbewerb bewegt sich auch hier was“, unterstrich Zeltner.
Phaesun jedenfalls profitiert von seiner Spezialisierung auf Offgrid-Anwendungen. So übernahm der Großhändler und Systemanbieter im vergangenen Jahr das Offgrid-Team von BP Solar in Frankreich und stockte die Zahl seiner Mitarbeiter von 23 im vergangenen Jahr auf momentan 40 auf. „Neben unserem Kernbereich der ländlichen Elektrifizierung haben wir auch zunehmend den Offgridmarkt im Freizeitbereich im Auge“, betont Geschäftsführer Zwirner. Seit diesem Jahr bietet deshalb Phaesun auch einen eigenen – deutschsprachigen - Produktkatalog zu Caravan/Camping und Marine an. (Hans-Christoph Neidlein)