Die Menschen in Baden-Württemberg haben ein klares Signal ausgesendet. Sie wollen ein Ende der Atomkraft und mehr Investitionen in erneuerbare Energien. Im „Ländle“ konnten die Grüne ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln und kamen auf 24,2 Prozent der Stimmen. Damit liegt die Partei sogar noch vor der SPD in der Wählergunst und wird aller Voraussicht nach den nächsten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs stellen. In Rheinland-Pfalz konnten die Grünen ebenfalls mehr als zehn Prozent zulegen und werden wohl künftig gemeinsam mit der SPD das Land regieren. „Der Schlüssel des Erfolgs der Grünen ist ihre klare Opposition zu Atomkraft“, sagt Götz Fischbeck, Analyst der BHF-Bank AG. Er wartet, dass nun mindestens vier der acht vorläufig abgeschalteten AKW nicht mehr ans Netz gehen werden. Bei den restlichen bestehe eine 50-Prozent-Chance, dass sie nochmals in Betrieb gehen könnten. Aus Fischbecks Sicht werden vor allem Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien von dem Wandel in der Energiepolitik in Deutschland profitieren. Im Photovoltaik-Bereich werden dies wohl vor allem Solarworld und Phoenix Solar sein, die eine starke Verankerung im Photovoltaik-Endkundenmarkt aufwiesen, so Fischbecks Einschätzung. Allerdings sei nicht zu erwarten, dass an den vorgezogenen Kürzungen der Solarförderung zur Jahresmitte noch etwas verändert wird.
Selbst die FDP scheint die Zeichen der Zeit verstanden zu haben und fordert plötzlich einen schnelleren Ausstieg aus der Kernenergie. Ihr energiepolitischer Sprecher Michael Kauch sagte dazu: „Dies ist auch eine Chance für die Liberalen - wenn wir kompetent aufzeigen, wie dies realistisch mit Versorgungssicherheit, Klimaschutz und bezahlbarer Energieversorgung zu vereinen ist.“ Die FDP habe zu diesem Thema bereits in der vergangenen Woche eine Arbeitsgruppe eingesetzt.
Als Konsequenz aus dem Unfall im japanischen AKW Fukushima erwartet auch das Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers (PwC), dass die Investitionen in erneuerbare Energien weltweit wieder steigen wird. 2010 seien die Zahl der Übernahmen, Fusionen und Beteiligungen signifikant gesunken. PwC beziffert das Volumen auf 33,4 Milliarden US-Dollar und damit rund ein Drittel niedriger als noch 2009. Allerdings legt die absolute Zahl der Transaktionen von 319 auf 530 zu. "Zwar lassen sich die Konsequenzen der Katastrophe in Japan für kommende Investitionen im Energiesektor nur schwer abschätzen. Es ist jedoch absehbar, dass die großen Versorger in vielen Ländern ihren Energiemix zu Gunsten der Erneuerbaren Energien verändern werden", sagte Manfred Wiegand, Partner und Global Utilities Leader bei PwC.
Im vergangenen Jahr sei vor allem in Europa das Volumen bei Übernahmen und Beteiligungen zurückgegangen. Gemessen am Transaktionsvolumen blieb Deutschland mit annähernd 3,6 Milliarden US-Dollar führend, gefolgt von Großbritannien, Spanien und Italien. In den USA hingegen habe die Neuausrichtung der staatlichen Energiepolitik für Impulse gesorgt. Die Zahl der Transaktionen und auch der Geldsumme sei deutlich gestiegen. So hat es PwC zufolge in den USA im vergangenen Jahr 181 Transaktionen im Wert von rund 13 Milliarden US-Dollar gegeben. (Sandra Enkhardt)