Der Streit war bereits vor einigen Monaten aufgekommen: Damals hatten sich die führenden Hersteller kristalliner Photovoltaik-Produkte für ein Verbot von Cadmium und Blei in Solarmodulen ausgesprochen. Nun legten 13 Wissenschaftler nach. Sie forderten die EU auf, Photovoltaik mit in die neue sogenannte RoHS-Richtline aufzunehmen, die sich mit der Verwendung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten befasst. Die Wissenschaftler verweisen auf unabhängige Untersuchungen, die bestätigt hätten, dass Photovoltaik-Module auf Cadmiumtellurid-Basis eine Bedrohung für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen darstellten. Sie plädieren daher vor allem für ein Verbot von Cadmium in der Photovoltaik-Branche. Es seien bereits nicht-giftige Stoffe verfügbar, so dass der Einsatz von Cadmium in der Solartechnologie nicht mehr notwendig sei, heißt es in dem Aufruf weiter. Zu den deutschen Unterzeichnern des Aufrufs gehören Jürgen Werner, Professor an der Universität Stuttgart, Ferdinand Hucho von der Freien Universität Berlin sowie Markus Schubert und Stephan Bannas.
Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hatte Anfang Juni entschieden, Solarmodule auch künftig nicht unter die RoHS-Richtlinie fallen zu lassen und damit weiterhin den Einsatz von Cadmium in der Photovoltaik-Branche zu erlauben. Diese Entscheidung ist vor allem für die Dünnschichtmodul-Produzenten First Solar und Calyxo von großer Bedeutung. Beide Unternehmen haben bereits im Frühjahr zu Beginn der Diskussion darauf hingewiesen, dass sie hohe Standards in der Produktion beachten. Beide Unternehmen verfügen über Studien, die die Ungefährlichkeit ihrer Dünnschichtmodule auf Cadmiumtellurid-Basis für Umwelt und Menschen nachweisen. Sowohl First Solar als auch Calyxo sprachen damals von einem gezielten Angriff der Wettbewerber auf die kostengünstigere Dünnschicht-Konkurrenz.
Auf Vorschlag des Abgeordneten Chris Davies nahm der Umweltausschuss in Brüssel alle Erneuerbaren-Energien-Technologien in der neuen Regelung vom Cadmium-Verbot aus. Die Richtlinie dürfe die Entwicklung von Technologien der erneuerbaren Energien nicht verhindern, da sie keine Gefahr für die Umwelt darstellten, heißt es in dem Amendment von Davis. Die RoHS-Novelle sollte im Einklang stehen mit den Klimazielen der EU und die Entwicklung von nachhaltigen, wirtschaftlich entwicklungsfähigen Energieformen weiterhin ermöglichen. (Sandra Enkhardt)