Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen hat neue Berechnungen zu den Kosten des Photovoltaik-Ausbaus in Deutschland angestellt. Es werde die Stromkunden mindestens 111 Milliarden Euro kosten, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der die neuen Berechnungen vorliegen. Allerdings sind dies wohl die Gesamtkosten, die sich durch die über 20 Jahre gezahlte Einspeisevergütung ergeben. Allein der Ausbau vom heutigen Stand bis zum Erreichen der Fördergrenze von 52 Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung werde trotz stark sinkender Solarförderung nochmals 11,8 Milliarden Euro kosten, heißt es weiter. Allerdings könnten nochmal rund 1,5 Milliarden Euro hinzukommen, wenn der Ausbau nicht auf die rund 3500 Megawatt jährlich zurückgeführt werden, so die RWI-Forscher. Aus ihrer Sicht wird es voraussichtlich 2015 lukrativer sein, den Solarstrom an der Börse zu verkaufen, als Solarförderung in Anspruch zu nehmen.
„Vor der Schlussfolgerung, dass wir das Schlimmste nun bald hinter uns hätten, muss man sehr warnen“, sagte RWI-Forscher Manuel Frondel der FAZ. Allein für die seit 2000 installierten Photovoltaik-Anlagen müssten rund 100 Milliarden Euro aufgebracht werden. Davon seien aber erst 15 Milliarden Euro bezahlt sein. Mit den noch einmal bis zu 13,3 Milliarden Euro, die laut Frondel bis 2015 noch dazukommen könnten, mache dies eine offene Rechnung für Solarstrom von knapp 100 Milliarden Euro. Dies seien Nettokosten und enthielten keine indirekten Kosten, so das RWI weiter. „Mit zunehmendem Photovoltaik-Ausbau kommen sich Wind- und Solarstrom immer mehr ins Gehege, und die Häufigkeit, mit der Windstromanlagen im Sommer abgeschaltet werden müssen, wird stark zunehmen“, sagt Frondel der FAZ. Der nicht eingespeiste Windstrom müsse aber trotzdem vergütet werden. „Die Doppelzahlungen werden stark zunehmen, ebenso wie viele andere indirekte Kosten, zum Beispiel der notwendige Ausbau der Verteilnetze“, so Frondel weiter.
Daneben sei auch die Klimabilanz der Photovoltaik-Anlagen laut RWI kritisch. Dabei spielen die Wirtschaftsforscher auf die hohen Kosten zur CO2-Vermeidung von Phorovoltaik an. Das RWI bezweifelt überdies inländische Arbeitsmarkteffekte, da vor allem das Ausland von der Solarförderung profitiere und die meisten Komponenten für Photovoltaik-Anlagen eingeführt würden. Quintessenz der RWI-Forscher ist es: Es sei eine grundlegende Reform des EEG notwendig. Darin seien sich die Wirtschaftsforscher mit dem Sachverständigenrat, der Monopolkommission und der Internationalen Energieagentur einig. Drei Institutionen, die bislang nicht gerade als große Befürworter der Photovoltaik aufgefallen wären. (Sandra Enkhardt)