Nach der Atomkatastrophe im japanischen AKW Fukushima hat auch in der Schweiz eine Debatte über die künftige Ausgestaltung der Energiepolitik eingesetzt. Der Schweizer Fachverband für Sonnenenergie Swissolar hält einen Anteil der Photovoltaik von 20 Prozent bis zum Jahr 2015 für möglich. Dazu müssten aber die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, fordern Swissolar-Vertreter auf einer Tagung in Fribourg. Die Begrenzung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) verhindere derzeit einen schnelleren Ausbau bei Photovoltaik. Diese „Solarstrom-Bremse“ müsse sofort aufgehoben werden, so die Forderung von Swisssolar.
2010 sind in der Schweiz gerade einem 30 Megawatt Photovoltaik-Leistung neu installiert worden. Die Gesamtkapazität der Photovoltaik-Anlagen stieg damit auf 100 Megawatt.Dies entspreche einem Anteil von 0,1 Prozent am Schweizer Bruttostromverbrauch. Nach Angaben des Netzbetreibers Swissgrid stehen zudem Photovoltaik-Anlagen von einer Leistung von 290 Megawatt auf der Warteliste der KEV. Dies seien mehr als 8600 Solarstromanlagen und einem brachliegenden Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarden Euro. Der Fachverband hat angesichts der Katastrophe sein eigenes Ziel, bis 2025 einen Anteil von zehn Prozent Photovoltaik zu erreichen, nach oben korrigiert. Um das Ziel 20 Prozent zu schaffen, müssten 2025 in der Schweiz rund 12.000 Megawatt Photovoltaik installiert sein. In einer Art Roadmap hat der Schweizer Verband Zubauziele für die einzelnen Jahre festgeschrieben. Schrittweise sollen dabei die Zubauraten auf 1200 Megawatt neu installierte Photovoltaik-Leistung ab 2020 erhöht werden. Wenn das Szenario umgesetzt würde, könnte die Schweiz im Jahr 2016 einen Solarstromanteil von sechs Prozent erreichen. Dies entspricht Swissolar zufolge einem Anteil den die Solarstromproduktion in Bayern bereits im vergangenen Jahr beigetragen hat.
Swissolar verweist bei seinen ehrgeizigen Ausbauzielen auf Deutschland. Dort sei das große Wachstum der Photovoltaik ein „Ergebnis eines energiepolitischen Willens“. Der große Unterschied zur Schweiz sei, dass es keine Deckelung der Solarförderung gebe. In Deutschland werde mit der gesetzlich festgeschriebenen Degression der Einspeisevergütung dennoch der technologischen Entwicklung der Photovoltaik Rechnung getragen. In der Schweiz müsse zudem ebenfalls ein Einspeisevorrang für Solarstrom geschaffen werden, wie es ihn in Deutschland für alle erneuerbaren Energien gibt.
Swissolar fordert daher auch den Schweizer Bundesrat und das Parlament auf, endlich die Deckelung der Einspeisetarife aufzuheben. Dann könne sich eine ähnliche Dynamik des Photovoltaik-Marktes wie in Deutschland entwickeln, so die Verbandsvertreter. Zusätzlich sei auch ein neues Programm für marktnahe Forschung und Entwicklung nötig. Unter diesen Voraussetzungen ließe sich in der Schweiz ein Photovoltaik-Anteil von 20 Prozent bis 2025 realisieren. Dies entspreche der Jahresproduktion von vier AKW. Längerfristig könnte angesichts des großen Potenzials der Photovoltaik in der Schweiz der Anteil des Solarstroms an der Energieerzeugung dann sogar auf 40 Prozent steigen. (Sandra Enkhardt)