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Wenzel: Anstieg der EEG-Umlage hat viele Gründe

Die EEG-Umlage, die derzeit bei 3,59 Cent je Kilowattstunde liegt, wird gern als Argument genommen, warum der Zubau der Photovoltaik begrenzt werden muss. In den vergangenen Jahren ist sie deutlich gestiegen, doch dies hat nicht allein mit dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland zu tun. „Man könnte die Ausnahmeregelungen für die energieintensiven Industrien reduzieren. Zumal die Unternehmen, die in den Genuss dieser Ausnahmeregelungen kommen, keineswegs alle wirklich energieintensiv sind“, sagt Bernd Wenzel, der das Ingenieurbüro für neue Energien (IfnE) leitet, ntv.de auf die Frage nach Möglichkeiten, die EEG-Umlage zu senken. Die Befreiung von Teilen der Industrie erhöhe für die nicht-priviligierten Verbraucher um mehr als 20 Prozent, sagt Wenzel. Damit läge die reale EEG-Umlage derzeit nur bei etwa drei Cent je Kilowattstunde, wenn sich alle gleichermaßen an der Zahlung beteiligen würden.

Mit Blick auf die Argumentation von FDP-Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, dass die Industrie wegen hoher Strompreise Wettbewerbsnachteile haben würde, sagt Wenzel: „Das ist eine Frage der Prioritäten und für einige Unternehmen bestimmt der Fall. Allerdings wurden die Ausnahmeregelungen zuletzt mit dem EEG 2012 erneut auch auf Unternehmen ausgeweitet, die weder stromintensiv sind noch hierdurch international Wettbewerbsnachteile zu befürchten hätten.“ Diese Sonderregelungen bedeuteten  zugleich steigende Belastungen für die nicht-priviligierte Industrie, Handel, Gewerbe und den normalen Stromverbraucher.

Wenzel betont aber auch, dass die Photovoltaik ebenfalls zu den steigenden Preisen beiträgt. Selbst mit einer Kürzung der Solarförderung würden bei einem gleichbleibend hohen Zubau die Kosten kaum sinken. „ach meiner persönlichen Ansicht ist ein jährlicher Zubau in dieser Höhe zur Zielerreichung gemäß Energiekonzept nicht erforderlich und aus Sicht der Systemtransformation auch eher problematisch“, sagt Wenzel im Interview. Aus seiner Sicht hätte der Zubau der Photovoltaik aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen der EEG-Umlagekosten, mengenmäßig gesteuert werden müssen. Dies funktioniere aber nicht über Vergütungssätze. Dennoch sei es aus Gründen der Standortsicherung nicht sinnvoll, der Photovoltaik sofort den Hahn abzudrehen, sagt Wenzel weiter.

Mit dem forcierten Ausbau der Offshore-Windenergie drohe nun ein ähnliches Szenario. „Mittlerweile kommt zur Photovoltaik noch der Ausbau der Offshore-Windanlagen. Auch hier bekommen die Betreiber fast 20 Cent pro Kilowattstunde, vergleichbar neuen Photovoltaik-Anlagen. Und das ist ja auch gewollt: Bis 2020 sollen in Nord- und Ostsee 10 Gigawatt installiert werden“, sagt Wenzel. Gleichzeitig betont er aber, dass die Energiewende nicht zum Nulltarif zu bekommen sei. Er ließe sich nur über die Geschwindigkeit des Umstiegs auf Erneuerbare diskutieren und auch dies hätte bereits vor einigen Jahren gemacht werden müssen. Damals habe es aber keine Bereitschaft gegeben, den Photovoltaik-Zubau zu deckeln, sagt Wenzel.

Zugleich sei es aber auch immer schwierig die Kosten von fossilen und erneuerbaren Energieträgern zu vergleichen. „Die  Abkehr von den fossilen Energieträgern ist auf jeden Fall richtig. Denn die verursachen Kosten für die Gesellschaft, die im Strompreis nicht auftauchen, sogenannte externe Kosten. Insofern kann man nachhaltige und fossile Stromerzeugung nicht wirklich miteinander vergleichen. Am Ende hat man zwar in beiden Fällen Strom. Aber die Umweltfolgen sind völlig unterschiedlich“, sagt Wenzel. Aus seiner Sicht ist es notwendig, für die Energiewende noch stärker auf Energiesparen und den Emissionshandel zu setzen. (Sandra Enkhardt)