1988 hatte ich eine duale Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und Betriebswirt in Hamburg und Kiel absolviert. Über den Weltkongress zur Solarenergie im September 1987 in Hamburg kam ich zur Photovoltaik wie die Jungfrau zum Kinde. Das war eine tolle Technik, aber sie wurde einfach nicht an den Mann oder die Frau gebracht. Obwohl es damals schon Kunden gab, stand das Marketing ganz am Anfang. Die Branche war noch sehr experimentell aufgestellt.
Kunden waren beispielsweise Seeleute, die 20-Watt-Module von der AEG aus Wedel auf ihre Häuser auf den Kapverdischen Inseln installierten. Mein erster Job war bei einem Hamburger Ingenieur, der eine kleine Werkstatt und einen Laden hatte. Die Module hatten nur wenige Zellen mit jeweils fünf mal zehn Zentimetern. Das ergab fünf Watt, zum Beispiel für eine Solarpumpe im Gartenteich.
20 Watt für Kleingärten
Solaranlagen waren in Hamburgs Kleingärten erlaubt, in Bayern jedoch noch verboten. Wir haben sehr viele Kleingärten in Hamburg mit je einem oder zwei 20-Watt-Modulen ausgestattet. 100 solcher Anlagen erhielten eine Förderung. 1990 haben wir die erste netzverbundene Anlage mit einem Kilowatt im 1.000-Dächer-Programm gebaut. 1996 habe ich Solara gegründet, als B2B-Vertrieb für Solarmodule und Zubehör. Das 1.000-Dächer-Programm war längst ausgelaufen, es folgte eine Weile nichts Bedeutsames.
Dieses Stop-and-go hat unserer Branche immer zu schaffen gemacht. 1996 stellten viele Lieferanten von Netzeinspeisung auf Offgrid-Systeme um. 1999 folgte das 100.000-Dächer-Programm, dadurch haben die Lieferanten ihre Produkte wieder auf Netzverbund umgestellt. Doch mit dem Auszahlungsstopp im 100.000-Dächer-Programm fiel erneut alles zusammen, erst später kam das EEG.
Sonnenstromfabrik in Wismar gegründet
In Wismar entstand 2001 die Solara Sonnenstromfabrik. 2006 haben wir Solara und Sonnenstromfabrik in die neue Firma Centrosolar eingebracht. Auch Biohaus und die heutige Renusol beteiligten sich. Ich war zwei Jahre Vorstand der Centrosolar GmbH, anschließend wechselte ich in den Beirat. Noch heute bin ich Sprecher der BSW-Fachgruppe für Kommunikation und vielfältig für die Solartechnik aktiv. Ich erinnere mich gut an die Krisenjahre, als die Einspeisevergütung für Sonnenstrom überhastet und aus nicht nachvollziehbaren Gründen gekürzt wurde. Das war eine bedrückende Stimmung, auch wenn viele Mitarbeiter von Centrosolar anderweitig gut unterkamen. Es war fast wie beim 100.000-Dächer-Programm: Ich musste Entlassungen und enorme Verluste hinnehmen, weil die KfW bereits bewilligte Kredite nicht ausreichte. Also blieben wir auf der produzierten Ware sitzen. Die Banken haben das nicht überbrückt.
Wir könnten schon viel weiter sein
Diese ständigen Unterbrechungen haben uns viel Zeit gekostet. Wir könnten in der solaren Energiewende schon viel weiter sein. Heute merke ich in vielen Gesprächen, dass sich der Wind langsam dreht. Wurde die Photovoltaik bislang eher als Geldanlage betrachtet, geht es jetzt wieder mit dem Selbstverbrauch los. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Hemmnisse beseitigt sein werden. Dann wird man den Strom nicht nur selber produzieren, sondern kann ihn dem Nachbarn schenken oder verkaufen. Das ist technisch etwas komplizierter als die Volleinspeisung. Aber möglich, und die Systempreise sinken ja weiter. Ärgerlich ist die EEG-Umlage auf Eigenstrom: Wenn ich Äpfel aus meinem Garten esse, muss ich eine Abgabe zahlen und mich vorher registrieren lassen? Wo sind wir hier eigentlich?
Am Anfang waren wir Idealisten. Nun erfreut es mein Herz, dass es sich wieder lohnt, Module in Deutschland zu produzieren. Menschen, die Solarstrom nutzen und sich gar damit unabhängig machen, sind stolz und bekommen glänzende Augen. Das gibt mir eine Leidenschaft, die ich angesichts der Höhen und Tiefen unserer Branche gebraucht habe.