Wie ist das Jahr 2018 für Premium Mounting Technologies (PMT) gelaufen?
Peter Grass: Wir hatten ein Umsatzwachstum von 140 Prozent. Wenn man die Preissenkungen durch die Einführung des EVO 2.0 noch miteinbezieht, haben wir unser Volumen, das wir in Verkehr gebracht haben, fast verdreifacht.
War das ein Ergebnis der Förderkürzung durch die Bundesregierung, die ja vor allem Ihr Segment, die großen Dachanlagen, betrifft?
Wir hatten schon in den ersten drei Quartalen jeweils eine Verdopplung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr. Die Vorzieheffekte aufgrund der Förderkürzung haben für noch mehr Nachfrage und damit für mehr als doppelten Umsatz gesorgt.
Das geht möglicherweise zulasten der Nachfrage in diesem Jahr. Mit wie viel Wachstum rechnen Sie für 2019?
Wir haben 2018 den Jahresumsatz schon das dritte Mal hintereinander verdoppelt. Auch im ersten Quartal 2019 haben wir mehr als doppelt so viel umgesetzt wie im gleichen Quartal des vergangenen Jahres. Unser Ziel für 2019 ist, 400 Megawatt Neuprojekte nur mit Flachdachsystemen zu knacken.
Machen Sie das Geschäft hauptsächlich in Deutschland oder sind andere Länder im Kommen?
Der Anteil in Deutschland liegt bei etwa 40 Prozent, aber mit rückläufiger Gewichtung. Daneben stehen konstant gute Märkte wie die Schweiz, wo wir mit unserem Partner Tritec eine stetig wachsende Nachfrage verzeichnen können. Ein über die Jahre gewachsener und nun nahezu explodierender Markt sind für uns die Niederlande mit außergewöhnlichen Projekten zwischen einem und 50 Megawatt im Dachbereich. Projektgrößen, die ja in Deutschland mittlerweile eher selten geworden sind.
Gibt es neue Märkte?
Wir haben inzwischen Projekte in Ländern, in denen wir bisher noch nicht aktiv waren. In Polen liefern wir zusammen mit unserem Partner Goldbeck Solar eine Anlage mit 6,8 Megawatt. Im tschechischen Markt starten wir mit einem Dutzend Filialen des Discounters Lidl, und auch in Österreich konnten wir einige Projekte im Megawattbereich mit unserem Partner Wimplinger Sonnenstrom umsetzen. Gewonnene Ausschreibungen in relevanter Größe in Luxemburg, Italien und auch in Skandinavien stimmen uns optimistisch.
Wo kommt dieses Interesse her?
Das EVO 2.0, das wir auf der Intersolar 2018 vorgestellt haben, ist sehr schnell montiert und hat einen sehr guten Preis. Wir haben das System aerodynamisch optimiert, woraus sehr gute Ballastwerte resultieren. Damit ist manches Projekt technisch umsetzbar und mancher Markt grundsätzlich besser zu erreichen.
Spielt nur der Preis eine Rolle? Oder sind Zuverlässigkeit und Qualität wichtiger geworden?
Manche Märkte sind stärker vom Preis getrieben als andere. Manchen neueren Märkten fehlt auch schlicht die Erfahrung bezüglich des Risikos. Aber es ist trotzdem durchweg ein gesteigertes Bedürfnis nach Sicherheit und Qualität zu spüren. Investoren, Projektierer, aber auch Sachversicherer wollen es genauer wissen. Was wurde getestet, wie funktioniert die Software, welche Parameter sind gewürdigt und welche Sicherheiten geben die Hersteller? Je größer die Projekte, umso kritischer sind die Beteiligten und umso höher das Bedürfnis nach maximaler Sicherheit.
Wie reagieren Sie auf die Anforderungen?
Wir tun das, was wir seit Jahren mit unseren Systemen tun. Mehr Tests, mehr Untersuchungen! Wir sind sehr technikgetrieben und Sicherheit geht vor jeder wirtschaftlichen Entscheidung. Um diesem Anspruch über das reine Produkt hinaus gerecht zu werden, haben wir zwei weitere Bausteine hinzugefügt: das Verfahren PMT Proof und zertifizierte Montagepartner!
Was bedeutet „zertifizierte Montagepartner“?
Was ich als Sachverständiger bei vielen Begutachtungen festgestellt habe, ist, dass die Unterkonstruktionssysteme der verschiedenen Hersteller oft mangelhaft errichtet wurden. Zum einen weil die Systeme umständlich zu bauen sind, zum anderen weil die Subunternehmer jeden Tag ein anderes System installieren müssen.
Dadurch schleichen sich immer wieder Fehler ein …
Klar. Unterschiedliche Systeme, hoher Zeitdruck, mangelnde Kenntnisse der Konsequenzen bei Abweichungen von der Montageanleitung oder Projektplanung und so weiter. Der Kostendruck trifft gerade die Errichterfirmen und führt zu hohen Risiken im Gesamtprojekt. Hieraus wurde die Idee geboren, einen zertifizierten Montagepartner aufzubauen!
Wie kam es dann zu dem Montagepartner?
Das hat sich aus einer Zusammenarbeit bei Projekten in Holland ergeben. Wir waren dort aufgefordert, die Errichtungsleistung einer Montagefirma für unsere Unterkonstruktion zu beurteilen. Nach dem dritten oder vierten Projekt waren die Errichtungsergebnisse perfekt und fehlerfrei! Wenn nur alle Anlagen so aussehen würden!
Für Sie ist der Vorteil, dass Ihre Systeme qualitativ besser verbaut werden?
Fehlerfrei und genau nach PMT-Vorgaben gebaut hat für alle Beteiligten Vorteile. Wir als Hersteller wissen, dass unser Sicherheitsanspruch nicht durch Montagemängel gefährdet ist. Der EPC kann seinen Kunden die bestmögliche Qualität übergeben und Versicherer, Banken und Investoren tragen ein geringes Restrisiko.
Bieten Sie das überall an?
Unser Premiummontagepartner Solartechnik Dresden (STD) hat mittlerweile über 150 Monteure. Ausschließlich alle sind von PMT auf unsere Systeme geschult. Die Jungs sind europaweit im Einsatz und bieten die Montage „Turn-Key DC“ inklusive Absturzsicherung, Hebegerät, Entsorgung und so weiter an. Neben der klassischen Installation bieten sie aber auch Unterstützung bei Aufmaß mit Drohne, Stringplänen und Ähnlichem an. Und doppelt gesichert wird dies alles durch das PMT-Proof-Verfahren.
Was verbirgt sich hinter dem PMT-Proof-Verfahren?
Das ist ein dreistufiges Verfahren. Damit ist die maximal zu erreichende Sicherheit für ein Projekt gewährleistet. Und wir können es an eine Garantieverlängerung von ursprünglich zehn Jahren auf bis zu 20 Jahre koppeln. In der ersten Stufe legen wir den Schwerpunkt auf die Planungsparameter. Für jedes Projekt lassen wir vom Institut für Industrieaerodynamik (IFI) in Aachen eine Windstellungnahme anfertigen. Wir schicken dort die Daten über den Standort, das Objekt, Umgebungsbilder, Umgebungsbebauung und mehrere relevante Parameter ein. Das IFI bewertet den Standort, die Gebäudehöhe und -form, die Topografie und die Umgebungsbebauung. Daraus errechnet das IFI eine konkrete Windlast für dieses Gebäude. Diesen Wert setzen wir in der Planung für das Projekt an.
Geht es nur um die Windlast oder kommen noch weitere Bewertungen hinzu?
Wir ermitteln außerdem den Haftreibungsbeiwert und Gleitreibungsbeiwert real auf dem Dach. Dazu machen wir mindestens drei Versuche pro Dachfläche im nassen und trockenen Zustand mit unserer Hightech-Schutzmatte, unserer Konfiguration und unserem Messverfahren. Der ermittelte Haftreibungsbeiwert bekommt einen Sicherheitsdesignaufschlag und wird für den Extremfall auf diesem Dach angesetzt. Zudem weisen wir die statische Druckfestigkeit der Dämmung auf dem Dach nach, um mögliche Langzeitschäden von vornherein auf jeden Fall zu verhindern.
Damit planen Sie die Anlage?
Zunächst bekommen wir vom Montagepartner eine Dachcheckliste mit allen Randparametern wie Gebäudehöhe, Dachneigung, Moduldaten und allen anderen relevanten Informationen. Mit diesen ganzen Vorgaben planen wir die Anlage in unserer Software, welche insgesamt auf ihre Richtigkeit extern validiert wurde. Danach überprüft eine externe Ingenieurgesellschaft in Coburg noch einmal die komplette Kausalkette ab. Sie schaut, ob in den Planungen wirklich die ermittelten Parameter verwendet wurden, ob der Haftreibungsbeiwert richtig berechnet ist und ob die Vorgaben des IFI konsequent umgesetzt wurden.
Wie lange dauert dieser Prozess?
Maximal eine Woche. Am längsten dauert es, den Partner dazu zu bewegen, die Messung des Haftreibungsbeiwertes auf dem Dach zu machen. Aber das kann unser Montagepartner STD ja gleich mit übernehmen, wenn er das Aufmaß des Daches vor der Montage macht.
Dann ist die Planung sauber aufgestellt. Wie sieht die zweite Stufe aus?
Das ist eine Schulung der Projektpartner in Theorie und Praxis. Das bieten wir als Paket auch für alle anderen Installationspartner an. Das heißt, ein halber Tag ist Theorie und dazu kommt ein halber Tag, an dem die Montageteams die Systeme praktisch aufbauen. Wir zeigen ihnen, worauf es bei Installation und der danach anstehenden Abnahme ankommt und welche typischen Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden. Wenn die Installation durch den Premiumpartner STD erfolgt, entfällt die Stufe natürlich.
Die Abnahme der Anlage ist die dritte Stufe. Wie gehen Sie dabei vor?
Wir beginnen mit einem Drohnenbeflug der gesamten Anlage. Dabei prüfen wir, ob das Layout der Anlage generell eingehalten wurde. Ob die Abstände wie geplant umgesetzt wurden, sei es zu Störobjekten, zu den Randbereichen und Ecken oder der Anlagenteile untereinander. Das hat maßgeblichen Einfluss auf die Ballastierung und somit auf die Standsicherheit der Anlage. Dann begehen wir alle Einzelbereiche der Anlage am Dach.
Was prüfen Sie bei diesem Schritt?
Wir schauen uns an, ob alle Bauteile vorhanden sind und korrekt verbaut wurden. Wir prüfen, ob alles eingerastet ist und alle Klickverbindungen geschlossen sind. Und wir testen, ob die vorgegebenen Drehmomente eingehalten sind. Wir prüfen 100-prozentig, ob die geplante Ballastierung aufgelegt wurde wie im Plan angegeben. Fehlender oder veränderter Ballast ist ein häufiger und gefährlicher Fehler.
Gehen Sie die Anlage komplett durch? Das ist bei einem Generator mit mehreren Megawatt Leistung ganz schön aufwendig.
Wir machen am Anfang stichprobenartige Prüfungen an Teilen der Anlage in kritischen Bereichen wie zum Beispiel den Eckbereichen. Wenn wir Fehler finden, prüfen wir den gesamten Anlagenblock. Ist da irgendwo der Wurm drin, ziehen sich die Fehler durch die gesamte Anlage. Dann gehen wir alles im Detail durch.
Bekommt die Anlage am Ende ein Zertifikat?
Zunächst fertigen wir einen Abnahmebericht an, für die Montagefirma und den Projektierer mit der Aufforderung zur Nachbesserung, wenn Fehler gefunden wurden. Dann gibt es entweder eine wiederkehrende Prüfung oder bei kleineren Fehlern wird die Mängelbeseitigung bescheinigt. Erst dann vergeben wir das PMT-Proof-Zertifikat für die Anlage. Das Zertifikat ist zusammen mit allen anderen Planungsinhalten Teil einer umfassenden Anlagendokumentation. Hierdurch ist dauerhaft sichergestellt, dass die Gesamtanlage nach den Planvorgaben, den geltenden Normen und unseren Montagerichtlinien installiert wurde. Mit dem erfolgreichen Durchlaufen der Anlage von PMT Proof verlängert sich die Garantie von ursprünglichen zehn auf 20 Jahre!
Wie lange dauert eine solche Abnahme?
Bei einer Anlage mit sieben Megawatt ist man durchaus eine Woche lang beschäftigt. Pro Tag schaffen unsere Prüfer rund ein Megawatt. Es kommt darauf an, ob das ein Dach mit homogenen wiederkehrenden Blöcken ist oder ob es sich um verschiedene Gebäudeteile mit zerklüfteten Feldern handelt. Meist beginnen wir mit der Prüfung kurz vor Ende der Baumaßnahme, wenn das Montageteam noch vor Ort ist. Das kann dann gleich nachbessern.
Wie hoch sind die Kosten?
Die Stufe eins kostet pauschal 950 Euro pro Dach und 350 Euro für jedes weitere Dach. Die Schulung der Monteure ist für 550 Euro plus Fahrtkosten zu haben und die Abnahme ist abhängig von der Projektgröße. In Summe kommt selten mehr als ein Euro je Modul für das ganze Verfahren zusammen. Ein Schnäppchen, wenn man den Mehrwert bedenkt!
Wie viele Leute haben Sie für die Abnahmen?
Derzeit machen das bei uns zwei Mitarbeiter. Wir werden das Team ausbauen, weil die Nachfrage so groß ist. Vielleicht schulen wir perspektivisch sogar lokale Teams, die die Abnahme vor Ort für uns übernehmen. Ich denke, das ist der richtige Weg. Viele Partner greifen gern darauf zurück. Alle Beteiligten profitieren von nachhaltig und gut gebauten Projekte, und alle sind gerne bereit, ein paar Cent mehr für die Langzeitsicherheit zu investieren.
Das Interview führte Sven Ullrich.
Peter Grass
ist Geschäftsführer von Premium Mounting Technologies (PMT) im fränkischen Rugendorf. Das Unternehmen hat sich auf die flachen Industriedächer spezialisiert.