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“Kein Verrat am DC-System“

Endlich stellt E3/DC seinen Gewerbespeicher Quattroporte auf der Intersolar vor. Geschäftsführer Andreas Piepenbrink erklärt, wie sich die Firma nach dem Verkauf an die Hager Gruppe breiter aufstellt, und welche Preisentwicklung er erwartet.

Anfang 2018 wurde E3/DC von der Hager Group übernommen. Welche Synergien ergeben sich dadurch?

Andreas Piepenbrink: Der Plan für uns als Teil des Familienunternehmens Hager ist die europäische Marktführerschaft bei dezentraler Haustechnik mit Energiemanagement, Photovoltaik und Speichern. Die Vorteile für E3/DC sind ganz klar das große Netzwerk von Hager sowie die hohen Marktanteile im Neubau und bei Zählerschränken, bei denen Hager absoluter Marktführer in Europa ist. Mit Daniel Hager hat E3/DC einen soliden Gesellschafter, der unternehmerisch langfristig denkt und somit Sicherheit und die Investitionsstrategie eines Familienunternehmens mitbringt. Die Marke E3/DC und die Eigenständigkeit der E3/DC sind nicht infrage gestellt.

Und was bringt die Übernahme für Hager?

Der Elektrokonzern wiederum erweitert mit der Marke E3/DC sein Sortiment. Andere Unternehmen aus der Gebäudetechnik und dem Heizungsbau suchen händeringend einen Markteinstieg in die Photovoltaik und den Speichermarkt. Das Marktwachstum insgesamt wird allerdings auch von einigen überschätzt. Ich sehe derzeit vor allem eine Begrenzung durch qualifizierte Solarteure. Ein Handwerksbetrieb wird nicht so einfach von 200 auf 300 Installationen pro Jahr umstellen können. Es fehlen Fachkräfte und auch Lehrlinge. Hager besitzt ein Netzwerk von Elektrobetrieben und kann selbst weiterbilden oder schulen – das ist ein Vorteil.

Welche Ziele haben Sie für 2018, werden Sie wie geplant schwarze Zahlen erreichen?

Es läuft gut an. Wir haben bereits das erste Quartal 2018 mit Gewinn abgeschlossen. Somit erfüllen wir tatsächlich unsere eigenen Erwartungen. Nach aktuellem Stand wird E3/DC in diesem Jahr um rund 40 Prozent wachsen, obwohl der Markt insgesamt langsamer wächst. Konkret: Im vergangenen Jahr haben wir 4.650 Heimspeicher verkauft, in diesem Jahr rechnen wir sogar mit 6.500 Exemplaren. Unser Umsatz wird 50 Millionen Euro in der DACH-Region sicher überschreiten. Die großen Trends Energiesparen im Gebäude und Elektromobilität spielen uns dabei langfristig in die Karten, da wir schon frühzeitig auf das Thema Sektorenkopplung inklusive Wärmepumpe gesetzt haben.

Viele Marktteilnehmer rechnen bei Heimspeichern mit weiter sinkenden Preisen. Sie auch?

Die Preisentwicklung der Komponenten Solarmodul und Batterie unterliegt dem Skaleneffekt. Das heißt, der Preis sinkt stetig mit der Produktionsmenge, insbesondere durch die Produktion für die Automobilbatterie. Die Batteriefabriken werden deshalb gerade um den Faktor sechs größer gebaut und sind total ausgelastet. Auf der Nachfrageseite unterliegt der Einkauf eines Speichersystems somit leider der Verknappung durch die Autobranche und der insgesamt sehr guten Konjunktur. Es wird demzufolge schwieriger und auch teurer, Zellen einzukaufen. Rohstoffe wie Kobalt sind gefragt, und erhöhte Anforderungen an die Sicherheit durch die Norm 62619 für Lithium-Ionen-Batterien lassen den Preis ebenfalls nicht sinken.

Hinzu kommt, dass auch die Handwerker ihre Marge verdienen wollen.

Richtig, und das sollen sie ja auch. Der Endkundenvertrieb ist für den Handwerker beratungsintensiv und deshalb zeitaufwendig. Daher gehe ich davon aus, dass die zugehörigen Margen der Handwerker nicht deutlich sinken werden, insbesondere nicht in Verbindung mit zukünftigen Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur im Neubau. 2018 werden die Preise für Privatkunden aber durch den Verfall der Solarmodulpreise etwa fünf Prozent nach unten korrigiert. Die Heimspeicherpreise für Endkunden werden sich in den nächsten zwei bis drei Jahren nur langsam nach unten bewegen, auch weil jeder Batteriehersteller am Markt profitabel werden muss. Ich rechne aber noch mit weiteren Marktbereinigungen von Wettbewerbern, denen das Kapital ausgeht. Einen deutlichen Preisrutsch für Endkunden sehen ich erst Ende 2020, wenn tatsächlich der Markt deutlich vergrößert ist.

Sie erwähnten den Megatrend Elektromobilität: Der Kunde möchte mehr Leistung, um sein E-Auto schneller zu laden. Was bietet E3/DC hier an?

Insgesamt haben wir in den vergangenen drei Jahren über 1.000 eigene intelligente Wallboxen Typ-2-Mode installiert. Die bedienen die Ladeleistung direkt aus dem Solarmodul. Das heißt, wir haben schon bis zwölf Kilowatt solare Ladeleistung im Hauskraftwerk. Mit der S10-Pro-Serie haben wir die Möglichkeit, auch aus der Batterie bis zwölf Kilowatt im Vollausbau die Hausbatterie für Lasten wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge zu ergänzen, beispielsweise bei einem Stromausfall.

Die Fahrer von Elektroautos wollen aber möglichst simpel und schnell laden.

Deshalb nutzt unser System den Stecker Typ 2 im Lademodus 3 mit direktem Eigenverbrauch aus der Photovoltaikanlage. Das ist sozusagen unser Standard. Der Nutzer kann so bis 22 Kilowatt im reinen Sonnenmodus oder mit Netzergänzung laden.

Wie wichtig ist Ihren Kunden eine unterbrechungsfreie Notstromversorgung?

Im Monat Mai haben unsere Kunden zu 96 Prozent die Notstromoption bestellt. Das bedeutet, dass fast jeder bei uns eine nachladbare dreiphasige Ersatzstromversorgung bucht. E3/DC ist diese Funktion ebenso wichtig, da sie den Versorger rein technisch ersetzbar macht.

Welche technischen Weiterentwicklungen und Trends erwarten Sie bei Speichersystemen?

Ich erwarte ein intelligentes Lastmanagement für Wallboxen in Flotten- und Gewerbeanwendungen sowie Lösungen für die Entladung von Elektrofahrzeugen ab 2020 durch den CCS-Standard und zugehörige bidirektionale Batteriewechselrichter im Haus. Im Speicher selbst werden identische Zellen wie im Automobil eingesetzt. Wie schon beschrieben, wird daher die Produktionskapazität langfristig weiter steigen und der Preis dann deutlich fallen.

Der Launch der Gewerbespeicherreihe Quattroporte wurde verschoben. Kommt der Gewerbespeicher nun zur Intersolar?

Wir haben unsere Entwicklungsziele leider nicht eingehalten, das stimmt. Allerdings konnten wir die Zeit nutzen, die Serie zu überarbeiten. Durch die Integrationen einer neuen Batterietechnologie konnten wir den Preis senken, denn die nun verwendete eigensichere Batterie liefert mehr Kapazität. So erreichen wir Herstellungskosten im Komplettsystem von 500 Euro pro Kilowattstunde. Der Quattroporte geht nach der Messe im Juli in Serie, die ersten Feldtestgeräte laufen bereits. Die Jahresproduktion 2018 ist zwar noch limitiert, aber 2019 gibt es keine Begrenzung. Wir sind optimistisch, dass unsere Kunden bis dahin warten.

Warum setzen Sie nun mit dem Quattroporte auch auf AC-Laden?

Wir stellen eine Sättigung im DC-Bereich fest, so schön unser Hauskraftwerk auch ist. Der AC-Speicher ist für uns eine Art Nutzfahrzeug, der unsere Palette verbreitert. Es gibt eben einige Installateure, die nur AC-Speicher verbauen, denen wollen wir künftig eine Alternative aus unserem Hause anbieten. Der Kunde soll dann frei entscheiden können. Zudem verlangen viele Versorger ein AC-Speichersystem. Das modulare System ist auch flexibler bei einer Nachrüstung. Wir wollen uns diesem Markt nicht verschließen, zudem möchten wir auch international im Gebäude selektiv einsteigen. Der Quattroporte ist kein Verrat am DC-System.

Welche Leistung und Kapazitäten decken Sie bei Gewerbespeichern ab?

Wir bieten mit dem Linea-Quattroporte 72 Kilowattstunden bei 18 Kilowatt Spitzenleistung. Der Linea kann parallel geschaltet werden und liefert somit bis zu 100 Kilowatt Leistung und 300 Kilowattstunden. Das deckt einen großen Gewerbebereich ab.

Welche Garantien geben Sie auf Ihre Produkte?

Wir geben eine Vollersatzgarantie von zehn Jahren auf sämtliche Teile – ohne Ausnahme mit kostenfreiem Service als Qualitätsversprechen. Dies ist marktweit einmalig.

Das Gespräch führte Niels H. Petersen.

Dr. Andreas Piepenbrink ist Geschäftsführer der Firma E3/DC. Nach dem Studium der Elektrotechnik und Promotion in Regelungstechnik hat er einige Jahre in Führungspositionen der Automobiltechnik gearbeitet, darunter fünf Jahre bei ZF Friedrichshafen als Leiter der Getriebehydraulik und vier Jahre bei Karmann als Bereichsleiter für Elektronik und Geschäftsführer für Engineering-Dienstleistungen. Es folgten sieben Jahre internationale Leitung und Produktentwicklung im Bereich Elektronik bei Multitest in Rosenheim. Seit 2010 hat er E3/DC als CEO in Osnabrück aufgebaut.