Solaredge hat schon 65 Millionen DC-Optimierer vertrieben, die Geräte werden gern von den Installateuren verwendet. Wie oft werden Ihnen EMV-Probleme gemeldet?
Alfred Karlstetter: In Schweden wurden uns von den zuständigen Behörden sechs Anlagen gemeldet, bei denen störende Frequenzen auffällig wurden. Im Land laufen bislang rund 30.000 Anlagen mit unseren Leistungsoptimierern. In Deutschland wurde seit Jahren keine einzige Anlage auffällig. In der Schweiz waren es im vergangenen Jahr ein paar wenige Anlagen im niedrigen einstelligen Bereich mit Leistungsoptimierern von Solaredge, die das Bakom beanstandet hat. Daran erkennt man die Größenordnung des Problems. Dennoch müssen wir uns dieser Problematik stellen, das sind wir unseren Kunden schuldig.
Also ein Problem im PPM-Bereich. Für den betroffenen Anlagenbetreiber und seinen Installateur aber eine nervige Angelegenheit. Die Behörden können die Sanierung der Anlagen anordnen oder sie gar zwangsweise stilllegen. Wie gehen Sie damit um?
Das hat in unserem Service oberste Priorität. Wenn sich ein Installateur oder sein Kunde bei uns mit so einem Fall meldet, schauen wir uns die Anlage zunächst per Fernmonitoring an. Dabei geht es um die Konfiguration der Optimierer in den Strings und das Layout der Anlage. Dann wird eine Lösung vorbereitet.
Wo sehen Sie die Ursachen der EMV-Störungen?
Sehr oft hat das Problem mit Installationsfehlern zu tun. In bestimmten Fällen müssen unsere Serviceteams auch an den Optimierern jede Möglichkeit ausschließen, dass störende Frequenzen in die DC-Verkabelung gelangen. Deshalb gehen wir oft mit unserem Team an die Anlage und unterstützen die komplette Sanierung. Das bedeutet, dass wir eventuelle Kabelfehler beheben. Und manchmal bauen wir auch Klappferrite ein, um die Restschwingungen zu dämpfen. Es gab aber in der Vergangenheit auch EMV-Störungen, die überhaupt nichts mit der Solaranlage zu tun hatten.
Also die komplette Sanierung, wie von Solaredge in diesem Fall empfohlen?
Angesichts der Seltenheit der Fälle denken wir, dass dies am effizientesten ist. Wir konzentrieren uns nicht darauf, wer die Schuld trägt, und wollen, dass sowohl unsere Endkunden als auch ihre Nachbarn zufrieden sind. Wir bieten Installateuren die komplette Sanierung an, die volle Rundumversorgung, um das Problem endgültig zu beheben und um jede mögliche Eventualität von vornherein auszuschließen. Das hängt nicht davon ab, ob es um Installationsfehler geht oder nicht. In der Regel messen die zuständigen Behörden die von uns sanierte Anlage nach und geben sie frei.
Übernimmt Solaredge die Kosten für die EMV-Sanierung?
Ja, selbstverständlich. Wir unterstützen die Sanierung der betroffenen Anlage mit unseren eigenen Experten, da geht es auch um Fragen der Garantie und der Gewährleistung.
Welchen Weg sollte der Installateur einschlagen, wenn er mit EMV-Beanstandungen durch die Behörden konfrontiert wird?
Unser Service ist nach Ländern und Sprachen organisiert. Je nachdem, wo der Installateur oder sein Solarkunde sitzt, ist unser Serviceteam zu verständigen – wie bei allen Anfragen rund um Produkte oder Installationen von Solaredge. In der Regel geschieht dies über das Eröffnen eines Cases per Telefon oder über das Internet. Der interne Prozessablauf schreibt vor, den Case sofort innerhalb des Service dem Serviceleiter vorzulegen, damit wir diese Fälle mit der gebotenen Aufmerksamkeit bearbeiten. Wie gesagt, das sind Einzelfälle, die im Verhältnis zu unserer Installationsanzahl nicht oft vorkommen. Es gab bisher aber noch keinen Fall, den wir nicht in Zusammenarbeit mit dem Installateur vor Ort und unseren Profis im Service zur Zufriedenheit aller behoben hätten.
Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.