Eigentlich ist die Sache klar: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen. Das bedeutet zu dieser Jahreszeit: Wer an einem heißen Sommertag mitten im Park Lust auf ein kühles Eis bekommt, wird sich auf den Weg zu einer Eisdiele machen müssen. Benjamin Kohl und Andreas Krems wollten sich damit allerdings nicht abfinden. Einen Weg, um den Berg zum Propheten zu befördern, haben die zwei Schüler der Höheren Technischen Bundeslehranstalt (HTBLA) im österreichischen Weiz zwar nicht gefunden. Aber eine Möglichkeit, mitten auf der grünen Wiese kühles Eis zu servieren – ohne ungemütlich brummenden Generator, versteht sich. Schließlich kann die Sonnenenergie, die sonst das Eis zum Schmelzen bringt, auch für dessen Kühlung verwendet werden. Sie muss dafür nur einen kleinen Umweg durch ein paar Photovoltaikmodule nehmen.
Projektziel von Benjamin Kohl und Andreas Krems war ein Eisstand, dermobil ist und umweltfreundlich betrieben werden kann. Das Ergebnis nach gut 400 Stunden tüfteln und schrauben ist so einfach wie bestechend. Als Basis der mobilen Eisdiele dient ein Autoanhänger, darauf haben die beiden Schüler das Grundgerüst einer überdachten Bedientheke geschweißt. Die Theke beherbergt – neben Mulden für diverse Eissorten – eine Zwölf-Volt-Batterie und eine Kälteanlage. Vier Standard-Photovoltaikmodule bilden das Dach und liefern somit nicht nur Schatten, sondern auch Strom.
Preisgekrönte Idee
„Der Stand der Technik ist so weit, dass man Kühlaggregate, die eigentlich als Stromfresser bekannt sind, auf der grünen Wiese mit Sonnenenergie betreiben kann“, sagt Benjamin Kohl. Auch an trüben Sommertagen schmelze das Eis nicht, so die Erfinder. Die Batterie könne für mindestens zwei Tage den notwendigen Strom liefern. Und an Tagen mitSonnenschein reiche die Solarenergie sowohl für den Betrieb der Kühlung als auch für das Laden der Batterie. Die Idee für den Sonnen-Eisstand entstand übrigens im Unterricht; umgesetzt haben die zwei Schüler sie dann aber völlig allein. Darauf ist ihr Lehrer Helfried Tuisel, der das Projekt gemeinsam mit Werkstättenleiter Franz Ressel begleitete, besonders stolz: „Sie haben alles konstruiert, die Werkstoffe bestellt und Kontakte zu den Firmen hergestellt.“ Außerdem ist die Idee inzwischen preisgekrönt – die mobile Photovoltaik-Eisdiele erhielt in Österreich den jüngsten Klimaschutzpreis in der Kategorie „Alltag & Ideen“.
Die Projektbeteiligten sind davon überzeugt, dass die fahrbare Photovoltaik-Eisdiele in der Praxis bestehen kann – erste Testläufe auf dem Schulgelände waren bereits sehr erfolgreich. „Wir haben Kontakt mit einem Konditor in Weiz, der sehr begeistert war“, sagt Helfried Tuisel. Der Lehrer ist Ansprechpartner für alle Interessenten, da die Photovoltaik-Eisdiele im Rahmen einer Diplomarbeit entstand und daher der HTBLA Weiz gehört. Der Konditor könne sich, so Tuisel, durchaus ein Folgeprojekt vorstellen; die Chancen, dass die Eisdiele demnächst in Serie produziert wird, stünden nicht schlecht. Und dann heißt es vielleicht bald auch andernorts bei der Eisbestellung: „Aber bitte mit Sonne.“