Wer schon in Bangkok war, kennt sie. Rund 7.000 Tuk-Tuks wuseln dort durch die Stadt, dreirädrige Mopeds, offen und mit einem Dach gegen Sonne und Regen. So skurril und romantisch die kleinen Fahrzeuge auch sind, verpesten sie die Umwelt doch mit ihren Abgasen. Die Zweitakter pusten dermaßen viel Dreck in die Luft, dass die Regierung sie vor ein paar Jahren schon verbieten wollte.
Da ging allerdings ein Aufschrei durch das Land. Thailand ohne Tuk-Tuks? Die Existenzen von etlichen Taxifahrern hängen daran, die sich keinen Pkw leisten können. „Tuk“ bedeutet in der thailändischen Muttersprache auch „billig“. Und sie sind eine Touristenattraktion, weshalb die Regierung ihre Verbotspläne auch bald wieder stillschweigend fallen ließ. Einem ehemaligen Unilever-Manager aus den Niederlanden hatten es die Tuk-Tuks ebenfalls von Anfang an angetan. „Sie haben Ausstrahlung, den Hauch von Exotik und sind farbenfroh“, sagt Roland Vos. Deshalb gründete er 2006 die Tuk Tuk Factory, um die Tuk-Tuks nach Europa zu importieren. Dabei war er sich aber des Umweltproblems bewusst. Um die Tuk-Tuks etwa in der EU zulassen zu können, mussten die Antriebe komplett ausgetauscht werden. Normalerweise verkehren die Dreiräder auf einem kleinen Areal. Dazu fahren sie nicht schneller als 50 Kilometer pro Stunde. Das waren beste Voraussetzungen, um über einen elektrischen Antrieb nachzudenken.
Konkurrenz für Fahrradrikschas
Schrittweise haben die Ingenieure die Elektromotoren entwickelt. Und auch der Rest der Dreiräder wurde komplett neu konstruiert. Seit dem vergangenen Jahr werden die Hightech-Fahrzeuge in einem thailändisch-niederländischen Team hergestellt. „Sie sind vor allem für den geschäftlichen Einsatz gedacht“, erläutert Vos. „Besonders in der Tourismusbranche.“ Über 150 der Elektrodreiräder will die Tuk Tuk Factory in diesem Jahr produzieren und verkaufen. Es gibt vier verschiedene Ausführungen: Da ist das E-Tuk Classico, am ehesten an das Original angelehnt, allerdings komfortabler, sicherer und für EU-Straßen zugelassen. Das E-Tuk Limo für bis zu sechs Passagiere ist besonders gut als Taxi geeignet. In Berlin, wohin bisher elf Exemplare verkauft wurden, könnte sie den Fahrradrikschas Konkurrenz machen. „Bisher können die E-Tuk-Tuks dort allerdings noch nicht wie normale Taxis eingesetzt werden“, klagt Vos. Da müssten die Beförderungsverordnungen für Taxis modifiziert werden.
Diese Probleme gibt es bei den E-Tuks Cargo und Cargo XL nicht. Hiermit lässt sich sauber alles Mögliche transportieren, was auf drei Räder passt. Wer schon in Asien war, weiß, dass das eine ganze Menge sein kann. Das E-Vendo ist schließlich ein fahrbarer Verkaufsstand. Die Tuk Tuk Factory produziert derzeit 160 Fahrzeuge jährlich. Anfragen kommen aus aller Welt. So könnten die Politiker in Bangkok doch noch einmal einen Versuch wagen, die klassischen kleinen Stinker von den Straßen zu verbannen. Jetzt gibt es ja eine Alternative.
Auf einen Blick
Fakten zum E-tuk-Tuk
- Modelle: Classico, Limo, Cargo, Vendo
- Reichweite: 60 bis 70 Kilometer
- Ladezeit: zwölf Stunden
- Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
- Gewicht: 850 bis 900 Kilogramm
- Preis: ab 12.500 Euro