Die Showbühne in Las Vegas kennt er schon. Der Prototyp des neuen Solarflitzers wurde bereits im letzten Jahr auf der Fachmesse Future Tech Convention CES 19 vorgestellt. Die australische Firma AEV Robotics kennt hierzulande aber noch niemand. Das Team um Firmenchef Julian Broadbent hat allerdings schon drei Jahre Entwicklung in das innovative Fahrzeug investiert – und ambitionierte Ziele.
Auch die Vita des CEO kann sich sehen lassen. Broadbent arbeitete zuvor als Innovationschef bei General Motors in den Vereinigten Staaten. Nun hofft er darauf, mit seinem Start-up aus Melbourne zu den Ersten zu gehören, die den globalen Markt für fahrerlose Elektrofahrzeuge erschließen. Das ist in gewisser Weise eine Wette, deren Ausgang niemand kennt.
Direkt am Hausanschluss laden
Die australische Regierung will das Start-up unterstützen, sie hat ihren Einsatz quasi auf den Tisch gelegt. Über die australische Agentur für erneuerbare Energien, kurz Arena genannt, hat sie zwei Millionen US-Dollar Förderung für das Start-up angekündigt, damit es die nächste Stufe der Produktion meistern kann.
Die Mittel der öffentlichen Hand sollen unter anderem für die Auswahl der Solartechnologie und einen möglichst effizienten Energieverbrauch fließen.
AEV Robotics zündet nun also die nächste Stufe: Ein Vorserienmodell soll her. „Unser Projekt mit Arena konzentriert sich auf Pkw“, betont Broadbent. Aber die gewonnenen Erkenntnisse werden auf andere Fahrzeuge übertragen und können so die Belastung der Ladeinfrastruktur verringern, wenn die Stromer weltweit eingeführt werden.
Kleines Batteriepaket an Bord
Denn ein kleineres Batteriepaket speichert den Sonnenstrom und kann über eine gewöhnliche Haushaltssteckdose mit 240 Volt aufgeladen werden. Das spart eine extra Ladeinfrastruktur. Der solarbetriebene Stromer, der ohne Fahrer auskommt, wird nach den Plänen von AEV je nach Anwendung bis zu 60 Prozent seines Energiebedarfs aus der Sonne erzeugen.
Leichtbau mit Solardach
Die Stromer von AEV sind klassische Fahrzeuge für die Stadt. Sie sind für kurze Fahrten bei niedriger Geschwindigkeit ausgelegt. CEO Broadbent plant aber mehr. Die Fahrzeuge sollen auch die öffentliche Infrastruktur stärken.
Bei der Zustellung, Landwirtschaft sowie der Abfallwirtschaft und beim Personentransport könnten sie nach seinen Plänen zum Zug kommen. Das Projekt ist mit 7,65 Millionen US-Dollar veranschlagt und soll in Partnerschaft mit dem japanischen Unternehmen Teijin realisiert werden.
Die Japaner sind Spezialisten für leichte Materialien. Die Erfolgsformel lautet: Die Leichtbauweise des Stromers soll mit einem Solardach und effizientem Antriebsstrang auf die Straße gebracht werden.
Gekrümmte Solarflächen
An gekrümmte Oberflächen für Photovoltaik arbeiten auch schon einige deutsche Firmen. Die Firma Clickcon baut beispielsweise Carports aus konvex oder konkav gebogenen Modulen.
So bieten sich neue Möglichkeiten zur Integration von Photovoltaik auch auf Autos. Die Sonne scheint in Australien bekanntlich oft und reichlich. Besonders sympathisch klingt die Bezeichnung „fußgängerfreundlich“ für den Aussi-Stromer.
Kleiner Bruder vom Tesla
Genau das soll der neue Stromer sein: relativ langsam. Für einen Porsche-Fahrer klingt das nicht sonderlich sexy – apropos, dafür rollt ja bald ein alternatives Modell von Tesla in Brandenburg vom Band. Das Modell für die Autobahn ohne Geschwindigkeitsbegrenzung – wer auch immer das für sexy hält.