Bereits vor knapp sechs Jahren äußerte Intendant Holger Böhme die Idee, seinen Theaterkahn mit Solarpower zu versorgen. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Schon zum Neustart nach der coronabedingten Pause rückten im Mai dieses Jahres die Installateure an.
Nun versorgt ein Solargenerator mit 24,75 Kilowatt Leistung die Schauspieler bei der Arbeit. Böhm bietet außerdem auch der Solarenergie eine Bühne in seinem Theater. Das Schiff ist ein ehemaliger Schleppkahn und seit 1994 Spielstätte des Dresdner Brettl. Es liegt unterhalb der Augustusbrücke am Dresdner Terrassenufer. Die Solarmodule sind somit von der Augustusbrücke am Terrassenufer bis ins Zentrum der Stadt zu sehen.
Von der neuen Energie profitieren derzeit sogar Stan Laurel und Oliver Hardy. Ein Stück von Tom McGrath setzt dem berühmten Komikerduo ein Denkmal voller Wortwitz, Slapstick und Situationskomik – ganz wie seinerzeit im Original. Auch SZ-Autor Axel Hacke liest in diesem Herbst sein aktuelles Stück auf dem Kahn. Alles mit Unterstützung der sonnigen Power vom Dach.
Ohne Montagesystem installiert
Die Herausforderung dabei war, die Beschränkungen der Dachlast des 111 Jahre alten Schleppkahns Namens Ida einzuhalten. Der regionale Versorger Sachsen Energie fand schließlich eine Lösung: Die Firma Osnatech aus Bissendorf vertreibt die superleichten Module des Herstellers Sunman. So konnte auf ein extra Montagesystem verzichtet und die Last gering gehalten werden. Die Installation war dann schnell abgeschlossen. Seitdem produziert die neue Anlage rund 22.750 Kilowattstunden Strom pro Jahr.
Die Firma Innotec lieferte den passenden Kleber für eine schnelle Montage. Die Installateure klebten 66 flache und sehr leichte Module aus glasfaserverstärktem Kunststoff direkt aufs Dach.
Durch das nahtlose Anbringen haben Wind und Wetter keine Chance, den Theaterkahn auch nur zum Schwanken zu bringen. „Die Module haben nur ein Drittel des Gewichts herkömmlicher Module, sind dabei robust und flexibel und es gibt schlicht und einfach nicht die Zwischenräume zwischen Photovoltaikanlage und Dach, in die der Wind hineingreifen kann“, berichtet Malte Sulkiewicz von Osnatech. Die flexiblen Kunststoffmodule seien ebenso leistungsstark und langlebig wie Glasmodule in vergleichbarer Größe, verspricht er.
Solarstrom deckt ein Viertel des Bedarfs
Böhme geht davon aus, dass er rund 70 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen kann. Der Reststrom wird ins Stromnetz eingespeist. „Wir hoffen, dass wir bis zu einem Viertel unseres Stromverbrauchs über das Dach des Theaterkahns gewinnen können“, freut sich der Intendant. „Die Quote wäre natürlich deutlich höher, wenn wir mehr Matinee-Aufführungen spielen würden“, sagt er mit einem Augenzwinkern.