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Elektrodoping an der Elbe?

„Unser Rennrad-Team ist sicher und ohne Stürze ins Ziel gekommen. Ergebnisse gibt es später“, twitterte die Equipe kurz nach der Zieldurchfahrt bei den Hamburger Cyclassics. Der Grund, warum sich das Team über genaue Platzierungen ausschweigt, ist wahrscheinlich nicht die berühmte hanseatische Zurückhaltung. Eventuell diskutieren stattdessen die Veranstalter über eine Disqualifikation: Immerhin wollten die Radler technische Hilfe nutzen, um ins Ziel zu kommen. Stolz hatten sie der Presse vor dem Start ihre Trikots mit eingenähten Solarzellen präsentiert; Speicherschicht-Pads sollten Sonnenenergie über Supraleiter an Muskelelektroden weitergeben und so die Beinarbeit der Radler erleichtern.

„Im Leistungssport eine interessante Alternative zu chemischen oder biologischen Leistungssteigerungen“, lässt der Hersteller verlauten. Die Fahrer äußern sich auf der Homepage der Equipe und in ihrem Blog begeistert über den helfenden Effekt der Sonne. Und unter Photovoltaikfans keimte Hoffnung auf, endlich mal eine sinnvolle Anwendung von Solarzellen in Textilien zu erleben.

Vielleicht aber ruft der Auftritt der Equipe die Hamburger Dopingfahnder auf den Plan. Denn in diesem Jahr wird in den Pelotons und um sie herum heftig über „le dopage mecanique“ diskutiert, konkret über Elektrodoping: Dem Schweizer Rennfahrer Fabian Cancellara wird vorgeworfen, die Flandern-Rundfahrt mit einem E-Bike gewonnen zu haben. Ein kleiner Motor im Sattelrohr soll ihm geholfen haben, die Konkurrenz mühelos abzuschütteln.

Weltverband ist alarmiert

Fabian Cancellara streitet natürlich alles ab. Sein Kommentar: „Le moteur, c’est moi.“ Auf Youtube veröffentlichtes Filmmaterial, inzwischen millionenfach angeklickt, hat den Radsport-Weltverband jedoch aufgerüttelt. Bei der diesjährigen Tour de France war die Union Cycliste Internationale (UCI) entsprechend vorsichtig: Eigens zur Tour hat der Weltverband einen angeblich 52.000 Euro teuren Scanner mieten und einfliegen lassen, um die eingesetzten Hochleistungs-Drahtesel zu durchleuchten.

In Hamburg hätte der simple Augenschein genügt, um den potenziellen Elektrodopern auf die Spur zu kommen. Denn die textilen Solarzellen, angeblich im fernen und kalten Russland von einem Wissenschaftler namens Konstantyn W. Smyrkin unter der Bezeichnung „EnergyDenim“ entwickelt und in einem geheimen französischen Labor mit dem notwendigen Feinschliff versehen, waren auf den Trikots deutlich sichtbar. Und dass Gleichstrom zur Muskelstimulation eingesetzt werden kann, ist aus der Reizstromtherapie hinreichend bekannt.

Wie gesagt, Details zum Rennen und der Performance des eingesetzten EnergyDenim, die Gerüchten zufolge trotz des recht bedeckten Wetters dann doch ganz gut gewesen sein sollen, will die Equipe demnächst nachreichen. Außerdem wird es dann auch noch eine ganz andere, nicht minder spannende Enthüllung geben – eine Photovoltaikfirma hatte den Fake als raffiniertes Marketinginstrument genau geplant.

Petra Hannen

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