Direkt am Körper entsteht der Strom. Bis zu fünf Volt kommen aus den organischen Solarfolien, die wie Lotusblüten aussehen und auf das Kleid genäht sind. Erfunden hat das Kitty Yeung.
Im Hauptberuf programmiert sie eigentlich Quantencomputer bei Microsoft. Sie ist Ingenieurin und hat an der Harvard-Universität in Physik promoviert. Aber Kunst und Musik sind ihre große Leidenschaft, zudem interessiert sie sich auch für 3D-Druck.
OPV trägt sich leicht und ist flexibel
Eine perfekte Voraussetzung, um Wissenschaft und Mode zu kombinieren, man möchte sagen: zu vernetzen. „Als ich den Lotus-Mantel und das Guilin-Kleid entwarf, wusste ich bereits, dass ich Solar integrieren wollte“, erzählt Kitty Yeung.
Dann stieß sie auf die organischen Photovoltaikmodule, kurz OPV, in der Form von Lotusblättern der Firma Asca. Das lockte die Inspiration: Et voilà, die Solarfolien waren optimal für Textilien geeignet.
Sie sind leicht, flexibel und semitransparent. Durch die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Asca wurden entsprechende Anschlusslösungen gefunden, um beispielsweise Smartphones zu laden.
Aufdruck nach Bedarf
Das Label aus dem US-Bundesstaat Kalifornien setzt für seine Kreationen auf On-Demand-Druck (neudeutsch). Das heißt, wenn der Kunde bestellt, läuft der 3D-Drucker warm.
Dabei werden umweltschonende Verfahren des Digitaldrucks verwendet. So wird Produktionsüberschuss vermieden und der Wasserverbrauch reduziert. Die in die Kleidung integrierte Solarfolie ist laut Hersteller vollständig wiederverwertbar und frei von toxischen Stoffen.
Problemlos austauschbar
Sie kann außerdem problemlos entfernt, ausgetauscht und entsorgt werden, genauso wie andere Elektronikgeräte.
Aber das ist noch ist alles. Ein Teil der Erlöse des Verkaufs dieser Solarkollektion geht an gemeinnützige Umweltinitiativen, erklärt Multitalent Kitty Yeung.
Wi-Fi, LED und Bluetooth am Kleid
Die Jacke und das Kleid sind Teil einer innovativen Textilkollektion, zu der auch ein selbstwärmender, beidseitig tragbarer Mantel und ein Kleid mit programmierbarem Wi-Fi zählen. Zudem gibt es personalisierbare LED-Stoffe sowie Bluetooth-Accessoires. Auch der nächste Step ist schon geplant.
Das Label Art by Physicist wird die On-Demand-Produktion noch besser zuschneiden. „Ich möchte, dass meine Kunden die Möglichkeit haben, die gewünschte Technologie in das Kleidungsstück ihrer Wahl zu integrieren”, erläutert Kitty Yeung.
Sonnenstrom on top
Die Firma Asca hat damit einen neuen, interessanten Absatzmarkt erschlossen. Wie heißt es so schön: Solarfolien machen Leute. Zumindest schmücken sie ungemein und bieten obendrein sauberen Sonnenstrom.
Asca
Organische Zellen erreichen 20 Prozent Effizienz
Der Hersteller von organischen Solarfolien Asca hat den Wirkungsgrad seines Halbleiters um satte 40 Prozent erhöht. Damit erreicht das Unternehmen eine Effizienz von 20 Prozent.
Das sind umgerechnet 70 Watt pro Quadratmeter. Die Entwickler erreichen diese Werte mit einem neuen Halbleiter, den Raynergy Tek aus Taiwan entwickelt hat.
Ein Schwerpunkt liegt auf Akzeptoren, die ohne Fullerene auskommen. Denn organische Solarzellen basieren auf einem Donator-Akzeptor-Konzept. Das bedeutet grob, dass die Elektronen vom Donator zum Akzeptor wandern. Von dort werden sie an die Elektrode weitergegeben. Die Akzeptoren bestehen in der Regel aus Fullerenen. Das sind Hohlmoleküle auf Kohlenstoffbasis. Die Kohlenstoffatome sind in vielen Fünfecken angeordnet.
Diese Fünfecke sind miteinander verbunden, wie bei einem Fußball. Asca ist es nun gelungen, Akzeptoren ohne Fullerene in die Vorfertigung zu integrieren und semitransparente flexible Solarmodule mit höherer Effizienz zu produzieren. Die OPV-Module mit den neuen Materialien sollen spätestens Ende 2022 erhältlich sein.