Auf 1.000 Metern über dem Meeresspiegel liefert künftig eine alte Satellitenschüssel Solarstrom statt Daten. Zusammen mit weiteren Solarpanels auf den Dächern versorgt sich ein Rechenzentrum, das im Schweizer Kantons Wallis südlich der Landeshauptstadt Bern liegt, dadurch größtenteils selbst mit Solarpower. Anstatt die ausgediente Satellitenschüssel zu entsorgen, wird die vorhandene Infrastruktur einfach und pragmatisch umfunktioniert.
Realisiert hat die Solarschüssel CKW, eine Tochter des Schweizer Energiekonzerns Axpo. Die Solarpanels wurden von CKW auf der Innenseite der Satellitenschüsseln montiert, wo die Sonneneinstrahlung am stärksten wirkt. Einzelne Teile wurden extra dafür als Sonderkonstruktion in der CKW-eigenen Werkstatt entwickelt und auch hergestellt.
Satellitenschüssel liefert Strom
Dabei gab es durchaus unerwartete Herausforderungen. Zum einen waren die Satellitenschüsseln glatt und rutschig – vor allem am oberen Rand. Rutschfeste Schuhe und etwas Kreativität waren gefordert, berichtet CKW-Projektleiter Manuel Jossi. Dennoch eignen sich Satellitenschüsseln durchaus gut als Solaranlage. Denn die Schüsseln können flexibel der Sonne nachgeführt werden, sie arbeiten als eine Art Tracker – und erzeugen so mehr Strom als herkömmliche Solaranlagen. Auch der Schnee bleibt kaum auf den Solarpanels haften. Dank der hohen Lage in den Alpen liegen beim CKW-Projekt Rechenzentrum und Satellitenschüssel über der Nebelgrenze. Somit wird künftig auch im Winter viel Energie durch Sonneneinstrahlung gewonnen.
Die Solarschüssel generiert jährlich rund 110.000 Kilowattstunden. Genug, um den Energiebedarf von 25 Haushalten zu decken. Die Solarpanels auf dem Dach des Rechenzentrums produzieren zusätzliche 550.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Bei der Firma Leuk sind schon weitere Solarprojekte in Planung: Panels auf zwei weiteren Satellitenschüsseln und auf Freiflächen sollen in Zukunft die Energieernte noch steigern. Eine zweite Satellitenschüssel soll bereits im Frühling 2023 installiert werden. Die offizielle Baubewilligung liegt bereits vor.
Dank des eigens produzierten Solarstroms und zusätzlicher Wasserkraft wird das Rechenzentrum in Zukunft zu 99 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben. In der Zusammenarbeit profitiert Leuk TDC von einem sogenannten Solar Contracting. So wurden die Solaranlagen zwar von CKW installiert. Jedoch bezieht das IT-Unternehmen den Solarstrom zu einem Fixpreis und über eine vereinbarte Vertragsdauer.
Contracting als Katalysator für Zubau
Die Wartungs- und Servicearbeiten erledigt ebenfalls der Dienstleister CKW. Nach Ablauf der Vertragsdauer gehört die Solaranlage Leuk TDC. Ein weiterer Vorteil: Durch den selbst produzierten Strom ist die Firma weniger von den steigenden Strompreisen betroffen. In der Schweiz liegt jedoch noch ein enormes Potenzial für Solarstrom brach. Das betrifft nicht nur Satellitenanlagen. Insbesondere Freiflächenanlagen im alpinen Bereich sind in der Schweiz eher eine Seltenheit.
Die neue Anlage in der Satellitenschüssel von Leuk TDC ist bestes Beispiel für eine innovative, effiziente Solaranlage mit hoher Stromproduktion gerade im Winter. Die Schweizer Solarschüssel zeigt, dass es geht.