Die Angehörigen der Latte-macchiato-Gemeinschaft sind gemeinhin leicht zu erkennen. Entscheidend ist die entsprechend hippe Ausrüstung: Milchschaumpott, MacBook und – Modul. Dass sich mobile Multimediageräte mit Solarenergie betreiben lassen, das MacBook beispielsweise mit Powergorilla oder Apple Juicz, ist fast schon ein alter Hut. Neu ist, dass sich in der Macchiato-Metropole München jetzt auch die Kaffeebecherberge mit Photovoltaik beherrschen lassen: dank des Hightech-Abfalleimers BigBelly Solar.
Im Hofgarten hat die Bayerische Schlösserverwaltung den ungewöhnlichen Müllschlucker von der Firma CSE Clean Solution aufstellen lassen. Kurz darauf war bei den Kaffee konsumierenden Größstädtern ein merkwürdiges Verhalten zu beobachten: Statt am nächstbesten Eimer en passant ihre Treffsicherheit zu trainieren, standen sie Schlange, um ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Der Vorgang an sich ist bei BigBelly Solar zwar nicht andersals bei allen anderen Mülleimern im Stadtgebiet: Man wirft den Abfall hinein. Aber dann wird es interessant. Jeder Einwurf wird von Sensoren registriert. Die Tonne kann dann nicht nur den Aufwand mit einem Danke oder einem Tusch belohnen, sondern außerdem dank eines rabiaten Innenlebens – ein Sechstel Pferdestärke, 780 Kilogramm Pressdruck – den eingeworfenen Müll auf einen Bruchteil seiner vorherigen Größe zusammenquetschen. Eine LED-Anzeige in der Nähe der Einwurföffnung signalisiert den aktuellen Füllstand. Und wenn dieser sich dem oberen Rand nähert, meldet sich BigBelly via SMS oder Mail bei dem zuständigen Entsorgungsunternehmen und bittet um Leerung.
Modul im Tonnendeckel
Trotz all der eingebauten Technik ist die Tonne aber kein Energiefresser. Den notwendigen Strom erzeugt ein 30-Watt-Solarmodul im Deckel, als Speicher steht eine Zwölf-Volt-Motorradbatterie zur Verfügung. Bereits eine Stunde Sonnenlicht genügt, so der Hersteller, um das System einen Monat lang mit der notwendigen Energie zu versorgen.
BigBelly Solar wird schon seit 2004 von dem gleichnamigen Unternehmen im US-amerikanischen Massachusetts gebaut und ist bereits in diversen Städten weltweit im Einsatz. Die Firma CSE Clean Solution, die jetzt das erste Gerät in München aufgestellt hat, besitzt die Vertriebslizenzen für Österreich, Deutschland und die Schweiz. Der solarbetriebene Müllschlucker gilt übrigens nicht nur als leise, benutzerfreundlich, vandalismussicher und wetterfest. Er kann sich auch für Kommunen lohnen, in denen wenig Latte macchiato konsumiert wird: Dank der eingebauten Müllpresse fasst jeder Container rund das Siebenfache einer herkömmlichen Abfalltonne und muss daher viel seltener geleert werden – und reduzierte Entsorgungen bedeuten weniger Personal, Treibstoffkosten, CO2-Emissionen und Feinstaub. In München beschert das Gerät der Stadt jetzt sogar Mitstreiter im Kampf gegen die Kaffeebecherflut: Starbucks will sich beteiligen, entweder mit Mülleimer-Spenden oder mit finanzieller Unterstützung.
Macchiati und andere Müll verursachende Köstlichkeiten lassen sich auch direkt neben einem BigBelly Solar ungestört genießen. Das System schließt so dicht, dass weder üble Gerüche noch tierische Plagegeister wie Wespen oder Ratten dabei stören.