Die Piloten haben hier Ankerzeichen in den Augen. Die Männer in dem 1914 errichteten Backsteingebäude sitzen jeweils hinter mindestens fünf Monitoren, an der Wand der Zentrale prangern weitere große Bildschirme.
Die Routen und Koordinaten der dicken Pötte flimmern über den Monitor. Tausende Schiffe pro Jahr werden von den Lotsen in passende Liege- und Warteplätze zugewiesen. Die Lotsen in der Nautischen Zentrale am Bubendey-Ufer sorgen für Ordnung im Hamburger Hafen.
12.000 Schiffsbewegungen im Jahr
Ohne die Nautiker würde der Schiffsverkehr im Hamburger Hafen nicht funktionieren. Mehr als 9.000 Seeschiffe erreichen jährlich den Hafen, um ihre Waren umzuschlagen.
Hinzu kommen weitere 12.000 Schiffsbewegungen innerhalb des Hafens. Für die Überwachung bedarf es jeder Menge Power, die am besten direkt von oben kommt und fast nix kostet: Solarenergie.
Die Nautische Zentrale koordiniert all diese Schiffsbewegungen, um die Nutzung des Hafens optimal zu takten. „Wir benötigen für die elektronisch gesteuerte Anzeige der Schiffsbewegungen und die Klimaanlage in der Nautischen Zentrale viel Energie, was sich sehr in unseren Betriebskosten niederschlägt“, erklärt Kevin Koch.
Er ist Planungsingenieur bei der Hamburger Hafenbehörde. Da habe es nahegelegen, über Alternativen nachzudenken. „So entstand schnell der Plan, durch den Einsatz einer Solaranlage wesentliche Teile unseres Energiebedarfes einfach mit selbst produziertem Solarstrom zu decken“, sagt Koch und ergänzt: „So senken wir unsere Energiekosten und steigern gleichzeitig unsere Nachhaltigkeit.“
53 Kilowatt – als Anfang
Der Hamburger Installateursbetrieb Nordic Solar hat der Hafenbehörde eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung auf das Dach montiert. Die Anlage mit Q-Peak-Duo-Modulen von Q Cells liefert immerhin 53 Kilowatt – und damit mehr als 45.000 Kilowattstunden an sauberer Energie pro Jahr für den Betrieb der Nautischen Zentrale.
Das hilft, jährlich mehr als 27 Tonnen Kohlendioxid zu sparen. Zum Vergleich: Rund 35.000 Tonnen werden im Hamburger Hafen jährlich durch Lkw ausgestoßen. Aber es ist ein Anfang.
Nun müssen nur noch die Schiffe selbst sauberer werden. Vielleicht mit grünem Wasserstoff, der irgendwann aus überschüssiger Solar- und Windenergie gewonnen wird. Dafür müsste der Zubau aber in den nächsten Jahren deutlich zulegen.
Immerhin wurde Ende Januar 2021 der Aufbau einer Clusterstruktur für Wasserstoff in der Hansestadt vereinbart, um die Akteure besser zu vernetzen. Hamburg ist dabei, eine Metropole auf der Wasserstofflandkarte zu werden.
Cluster für grünen Wasserstoff
Vielleicht wird grüner Wasserstoff für die Hansestadt irgendwann genauso ein prägendes Markenzeichen wie ihr Hafen. Damit treibt Hamburg die Solarisierung voran wie beispielsweise Europas größter Hafen in Rotterdam.