Robert Händel mag Visionen: „Betrachtet man die jährliche Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen allein in Europa, so kann die nutzbare Dachfläche von Pkw, Bussen und Lkw mehr als 20 Gigawatt an Solarenergie liefern“, berechnet Händel. Er ist Chef und Gründer des Solarmodulherstellers Opes Solutions. Die neuen Leichtbaumodule seiner Firma sind nun an der Außenfläche des sogenannten solaren Schmetterlings, eines Tiny Houses, befestigt. Zusammen generieren die Module 15,2 Kilowatt.
PET-Module dienen als Außenhaut
Beim Schmetterling sind die Photovoltaikmodule vollständig integriert: Sie bilden die energieerzeugende Hülle des Häuschens und ersetzen damit herkömmliche Materialien. In einem einzigen Schritt werden kristalline Zellen mit strukturierten Sandwichplatten der Firma 3A Composites Mobility kombiniert.
Wie in der Fahrzeugindustrie ist es dabei entscheidend, das Gewicht zu verringern und gleichzeitig die strukturelle Stabilität zu erhalten. Mit einem Gewicht von nur 4,7 Kilogramm pro Quadratmeter sind die Platten um 55 Prozent leichter als herkömmliche Solarmodule. Der Wirkungsgrad der verwendeten Solarzellen liegt laut dem Hersteller immerhin bei 24 Prozent.
Diese nahtlose Integration von Solarmodulen in Fahrzeuge stellt im Vergleich zu herkömmlichen Modulen allerdings andere Anforderungen an die Materialien. Opes Solutions profitiert hierbei von jahrelanger Erfahrung in der fahrzeugintegrierten Photovoltaik, die das Unternehmen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP gesammelt hat.
Vibrationen gut abfedern
Die Basiskonstruktion des Solarmoduls aus Meeresplastik basiert auf der proprietären Technologie, die Opes Solutions für den bereits in Serienproduktion befindlichen Modultyp Solshell entwickelt hat. Merkmale des Moduls sind demnach eine hervorragende Wärmedämmung, die den Innenraum des Fahrzeugs kühl hält, sowie die erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Vibrationen. Dadurch bleiben die Verbindungen der Solarzellen dauerhaft intakt. Dies ist das Ergebnis umfangreicher Forschung und vieler Tests.
„Unsere Schwingungsprüfmaschine hat in den letzten Jahren rund um die Uhr mit kompletten Fahrzeugdächern gearbeitet, bis wir die richtige Solarzelleneinbettung und Verschaltungstechnik gefunden haben“, beschreibt Händel. Auch am Wirkungsgrad der Module schraubt Händel mit seinem Team kontinuierlich weiter. Mit dem Cluster-Solarzellen-Layout und integrierten Bypassdioden werde die Leistungsabgabe der Solarzellen von Longi für Teilschatten- und Schwachlichtszenarien optimiert.
Im Tiny House um die Welt
Der Solar Butterfly ist ein autarkes Tiny House in Form eines riesigen Schmetterlings mit einem Tesla als Zugmaschine. Mit dem selbst produzierten Strom kann der Schmetterling pro Tag über 200 Kilometer fahren. Das Tiny House wird zum größten Teil aus sehr leichtem Ozean-Kunststoff hergestellt. Dieser besteht aus recycelten PET-Flaschen, die aus dem Meer gefischt wurden. Der Schweizer Umweltaktivist Louis Palmer reist mit dem Schmetterling um die Welt. Sein Ziel ist es, 1.000 Klimalösungen und grüne Pioniere zu besuchen.
Denn das Häuschen bietet nicht nur Platz für vier Personen, sondern beinhaltet auch ein integriertes Filmstudio. Darin werden Berichte über nachhaltige Lösungen und Pioniere aufgezeichnet und über soziale und konventionelle Medien publiziert. Das Projekt wird in mehreren Etappen durchgeführt. Es startete am 23. Mai 2022 mit geplanten 25.000 Kilometern quer durch 30 Länder in Europa. In den folgenden drei Jahren sollen 60 Länder und fünf Kontinente folgen, bis das Team um Palmer am 12. Dezember 2025 in Paris ankommt – zum zehnten Jahrestag des Uno-Klimaabkommens. Das wäre eine Punktlandung des Schmetterlings.