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Tolle Atolle

Atafu, Fakaofo, Nukunonu – das Leben auf den Atollen der polynesischen Inselgruppe Tokelau ist beschaulich. Nur wenige Menschen finden den Weg in die abgelegene Region zwischen Neuseeland und Hawaii. Einst kam Kapitän Edward Edwards mit der britischen Pandora vorbei. Er war auf der Suche nach den Meuterern von der Bounty. Es folgten Walfänger, Missionare und seither ab und zu Delegierte der Vereinten Nationen, die sich für die Unabhängigkeit der letzten Kolonie Neuseelands einsetzen. Ein Unterfangen, das die knapp 1.500 Tokelauer regelmäßig vereiteln, da ihnen der neuseeländische Pass offenbar mehr am Herzen liegt als eine eigene Hymne. In einem anderen Bereich ist die Unabhängigkeit jedoch willkommen: Seit Ende Oktober ist Tokelau das erste Land der Welt, dessen Energieversorgung komplett auf Photovoltaik basiert. Die Module und Komponenten sind außerdem das mit einem Megawatt Nennleistung größte Inselnetz der Welt.

Dass 2012 auf Tokelau für den Beginn einer neuen Zeitrechnung steht, ist schon seit dem 1. Januar klar. Denn in der Silvesternacht wechselte das Inselreich – gemeinsam mit Samoa – auf die westliche Seite der Datumsgrenze, um nicht länger 22 Stunden hinter Neuseeland herzuhinken. Mit ihrer Energiewende hat die Kolonie ihr Mutterland jetzt weit hinter sich gelassen: Das Dieselzeitalter auf Tokelau ist beendet, statt Generatoren sorgen Photovoltaikmodule für den benötigten Strom. Das macht das Leben auf den Korallenatollen deutlich leichter. Denn Tokelau hat nur rund zehn Quadratkilometer Landfläche und weder Hafen noch Flughafen, jeder Liter Diesel musste bislang in 26- bis 30-stündigen Bootsfahrten aus Samoa herangeschippert werden.

Sonne statt Diesel

Diesen Weg nahmen im Sommer auch die 4.032 Photovoltaikmodule, 298 Wechselrichter, 121 Laderegler und 1.344 Batterien, aus denen das neue Inselnetz besteht. Das Photovoltaik-Hybridsystem ersetzt die bislang notwendigen 200 Liter Diesel am Tag. Ein Schritt, den Tokelau auch als eigenen Beitrag gegen den Klimawandel versteht, der wegen des ansteigenden Meeresspiegels die Atolle konkret bedroht. Außerdem ist die Anlage so ausgelegt, dass sie den aktuellen Energiebedarf auf Tokelau zu 150 Prozent deckt. Das soll den Bewohnern – den verantwortlichen Firmen Powersmart aus Neuseeland und IT Power Australia zufolge – Spielraum für neue Stromanwendungen lassen. Schließlich wird die umgerechnet 5,5 Millionen Euro teure Photovoltaikanlage über einen Kredit des neuseeländischen Entwicklungshilfeprogramms New Zealand Aid finanziert. Diesen Kredit will Tokelau mit den eingespar- ten Brennstoffkosten – immerhin knapp 645.000 Euro pro Jahr – zurückzahlen, danach soll das Geld für die Bereiche Bildung und Gesundheit genutzt werden.

Zu den Besuchern, die den Tokelauern in diesem Jahr die fossile Unabhängigkeit brachten, gehörte übrigens auch ein Mitarbeiter von SMA Australia. Er verbrachte einen Monat auf den drei Atollen, um die Bewohner bei den ersten Schritten der Solarstromnutzung zu unterstützen und für den Anlagenbetrieb zu schulen, denn von SMA stammen die verbauten Wechselrichter und Laderegler. Dem Unternehmen zufolge bekamen die Produkte wegen ihrer hohen Qualität und technologischen Reife den Zuschlag. Aber was könnte besser zu Atafu, Fakaofo und Nukunonu passen als Sunny Island und Sunny Boy?

Petra Hannen

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