Von Position drei gestartet, liefert sich der gebürtige Allgäuer Maximilian Günther in den ersten Kurven enge Duelle mit Pascal Wehrlein und Nick Cassidy. Günther setzt sich am Ende durch und fährt als Erster über die Zielmarke, über die virtuelle Zielmarke wohlgemerkt. Denn er sitzt zu Hause in einem Simulator, wie auch seine Kollegen.
Er profitierte schließlich von einem Fahrfehler des bis dato Führenden Stoffel Vandoorne, der auf Rang fünf zurückfiel. Von da an fuhr der Allgäuer ein souveränes Rennen und gewann das virtuelle Rennen in Hongkong. Nach 15 Minuten war das sogenannte Sim-Race vorbei. Günther eroberte mit den 25 Siegpunkten auch die Spitzenposition in der Fahrerwertung.
Die Rennfahrer sind ausgebremst
Seit dem 29. Februar pausiert die Formel-E-Saison. Günther nutzte die Rennpause der Formel-E-Meisterschaft schnell für die Sim-Racing-Events – und kam dabei auf den Geschmack. Stetig steigerte er sich in den vergangenen Wochen. „Wir sind alle Sportler – auch wenn es nicht die reale Welt ist, wollen wir dennoch vorne landen“, beschrieb er der 22-Jährige seine Motivation im zweiten von insgesamt acht Rennen aus dem Wohnzimmer.
Der Kollege André Lotterer vom Team Tag Heuer Porsche kämpfte dagegen mit Verbindungsproblemen, er schied als zwischenzeitlicher Neunter aus: „Das ist natürlich ärgerlich, weil ich mich die ganze Woche auf das Rennen vorbereitet habe“, klagt Lotterer.
Rennfahrer und Mechaniker in einem
Die Audi-Piloten Daniel Abt und Lucas di Grassi haben sich jeweils im bayerischen Kempten und in Brasiliens Metropole São Paulo auf die Rennsitzung vorbereitet. „Früher war es ein Spielzeug, jetzt ist der Simulator wie mein Rennauto“, sagt Abt, der die ganze Ausrüstung in diesen Tagen zu Hause aufbaut. „Ich bin jetzt also Rennfahrer, Mechaniker und Ingenieur in einem.“ Immerhin hat der Deutsche zuvor schon einmal ein E-Race gewonnen. Das wurde in alten Zeiten immer am Renntag zusammen mit Fans im Camp an der Strecke ausgetragen, im sogenannten E-Village.
Die Formel E und der Verband FIA wollen zudem die finanzielle Belastung ihrer Teams inmitten der Corona-Pandemie durch verringerte Entwicklungskosten abmildern. Der Verband der Formel E sowie die Teams und die Hersteller haben deshalb einstimmig beschlossen, die Einführung des sogenannten „Gen2 Evo“ auf die nächste Saison 2021/22 zu verschieben. Es handelt sich dabei um ein aerodynamisches Facelifting, bei dem es hauptsächlich um die Rückflosse des Wagens geht. Die geänderten technischen Vorschriften sollen die Entwicklungskosten in den nächsten zwei Saisons halbieren, teilt die Rennführung mit.
Spenden sammeln für Unicef
Es geht dem Verband aber auch um den Kampf gegen die weltweite Pandemie. Die Formel E und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef sammeln deshalb zusammen Spenden, um die Anstrengungen gegen das Coronavirus finanziell zu unterstützen. Währenddessen hat die Formel E lange auf einen Neustart ihrer Saison in Berlin gehofft.
Das Rennen, das am 21. Juni auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof ausgetragen werden sollte, wurde aber schlussendlich am 16. April abgesagt. Auch weil der Berliner Bürgermeister Michael Müller alle Großveranstaltungen bis Ende 2020 ausschloss. Wann es einen Neustart der Saison geben wird, ist weiter unklar. Bis dahin bleiben die Rennfahrer zu Hause auf Speed.