Digitale Formate können eine Messe nicht ersetzen
Schwarzburger: Nach einem Jahr Corona-Pandemie scheint der Virus nun auch in der Messebranche um sich zu greifen: Die Getec in Freiburg wurde abgesagt, die Bautec in Berlin für immer eingestellt. Die ISH in Frankfurt im März schrumpft zur Bedeutungslosigkeit.
Ullrich: Der Virus scheint die Probleme mancher Branchen auf die Spitze zu treiben. Die Messe Frankfurt hat sich darauf ausgeruht, die große Leitmesse der SHK-Branche anzubieten. Aber mit Gasthermen und Ölkesseln ist kein Staat mehr zu machen.
Schwarzburger: Immerhin hat die BAU zu Jahresbeginn einen digitalen Versuch gestartet. Und im Februar fand die Euro Tier statt, mit der kleinen, aber feinen Fachmesse Energy Decentral. Dabei ging es – freilich viral und digital – um die Eigenstromversorgung der Landwirte durch Photovoltaik.
Ullrich: In die BAU habe ich mich im Januar eingeloggt, weil einige Neuheiten zur BIPV geboten wurden. Das war sehr mühselig, denn jeder Aussteller hatte seine eigenen Onlineformate aufgelegt, auch technisch gesehen.
Schwarzburger: Webex, Teamviewer, Zoom, MS Teams, Go To Webinar und wie sie alle heißen. Dazu die vielen Browser und Betriebssysteme. Klar sind digitale Formate für eine Messe wie die BAU nur eine Option in der Not. Aber ein Ersatz für die Messe sind sie nicht. Können sie wohl nicht sein.
Ullrich: Bei der Energy Decentral war das besser gelöst. Dort waren alle Aussteller, Besucher und die Referenten des Rahmenprogramms auf einer Plattform versammelt. Doch waren die Anforderungen derart komplex, dass dieses System ebenso an Grenzen stieß.
Schwarzburger: Wir haben den Energy Channel der Energy Decentral zum Thema Sonnenkraft, Stromspeicher und E-Mobilität für die Landwirte gestaltet. Mich überraschte, wie viele Leute sich dafür interessierten.
Ullrich: Es hat sich aber auch gezeigt, dass digitale Formate eine Präsenzmesse niemals ersetzen. Wer bei Amazon bestellt, hat nicht das gleiche Einkaufserlebnis wie in der Boutique.
Schwarzburger: Vor uns liegt die Intersolar, die in den Juli verschoben wurde. Die richtige Entscheidung, wie ich finde. Denn unsere Branche braucht diese Messe. Da geht es nicht nur um die Innovationen, die in der Solarbranche oder in der Speicherbranche eine zentrale Rolle spielen.
Ullrich: Da geht es auch – und vor allem – um den persönlichen Kontakt. Um das Gespräch, dass sich digital nur begrenzt ersetzen lässt. Mittlerweile ist man ja fast digitalmüde.
Schwarzburger: Persönlicher Kontakt ist enorm wichtig, um neue Geschäftskonzepte zu entwickeln und Märkte zu öffnen.
Ullrich: Vor uns liegt noch viel Arbeit, die solare Energiewende hat erst begonnen. Deshalb sind digitale und Präsenzformate gleichermaßen unabdingbar, um Gleichgesinnte ins Gespräch zu bringen.
Schwarzburger: Wollen wir die Daumen drücken, dass die Intersolar wie geplant stattfinden kann. Sie ist sehr gut gebucht, die Industrie hält den Veranstaltern die Stange. Und wir natürlich auch.
Beachten Sie bitte auch unsere Umfrage auf Seite 58.