Franke: Greenpeace Energy will die Braunkohlesparte von RWE übernehmen, um sie stillzulegen. Das Angebot ist ambitioniert. Kämpft da ein David gegen Goliath?
Keiffenheim: Wir hätten das Angebot nicht gemacht, wenn wir es nicht ernst meinen würden. Inzwischen haben wir erste positive Reaktionen von einigen Gemeinden erhalten. RWE hat skeptisch reagiert. Solch ein Konzept ist ein längst überfälliger Schritt. Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen und den Menschen in den Revieren eine echte Perspektive bieten wollen, müssen wir neue, zukunftsfähige Wege einschlagen.
Franke: Damit das Vorhaben gelingen kann, brauchen Sie Unterstützung. Zum Beispiel von RWE. Der Konzern müsste sich endlich bewegen.
Keiffenheim: Wir denken, dass dieser Vorschlag auch für RWE Chancen bietet, denn betriebswirtschaftlich werden die Braunkohlekraftwerke zügig unrentabel. Aber auch Unterstützung vonseiten der Politik ist notwendig. Die Renaturierungskosten können wir mit diesem Konzept nicht allein stemmen. Ob RWE dies in vollem Umfang könnte, ist allerdings auch fraglich.
Franke: Der Staat stellt für den Strukturwandel gigantische Summen in Aussicht. Ist das die bessere Alternative für die Region?
Keiffenheim: RWE kann darauf setzen, erheblich höhere Zahlungen für die Stilllegung vom Bund zu erhalten. Für den Steuerzahler wäre das auf jeden Fall der schlechtere Deal. Wir bieten einen Deal, der sowohl für RWE als auch die Steuerzahler fair ist.
Franke: Auch wenn Greenpeace Energy nicht oder nicht allein zum Zuge kommt – es wird ein möglicher Weg aufgezeigt.
Keiffenheim: Wir bieten einen konstruktiven Lösungsansatz für ein eher angstbehaftetes Thema. Die Menschen können teilhaben an diesem Weg. Arbeitsplätze mit Zukunft entstehen. Wir entlasten die Umwelt. Das ist eine Erneuerung, auf die wir dann auch stolz sein können.
Franke: Sie wollen Kraftwerksblöcke abschalten und auf den Bergbauflächen im nächsten Jahrzehnt Windkraft und Photovoltaik mit einer Gesamtleistung von rund acht Gigawatt errichten …
Keiffenheim: Das ist der Plan. Zudem sollen die Anlagen keine Vergütung nach dem EEG erhalten. Die Anlagen werden von einer noch zu gründenden Betreibergenossenschaft errichtet, die dann auch den Strom vermarktet. Dank der Skaleneffekte bei solch einem großen Projekt rechnen wir mit Renditen zwischen fünf und sieben Prozent.
Franke: Das Konzept sieht eine schrittweise Übernahme vor – warum?
Keiffenheim: Wir wollen die Finanzierung zu einem wesentlichen Teil über die Beteiligung von Bürgern und Kommunen in der Region stemmen. Dafür brauchen wir Zeit. Auch andere Vorbereitungen, zum Beispiel juristische und planerische, erfordern einen gewissen Vorlauf. Dieses Projekt wäre das mit Abstand größte Erneuerbare-Energien-Projekt Europas mit sieben Milliarden Euro Investitionskosten. Das ist nicht in einem Wurf zu schaffen.