Schwarzburger: Photovoltaik und Stromspeicher sind im Markt angekommen. Nicht mehr die Rendite treibt den Solarmarkt, sondern der Eigenverbrauch. Jetzt entdecken die Leutchen, was sie sparen können.
Petersen: Die Motive für den Kauf eines Heimspeichers sind sehr unterschiedlich, der Wunsch nach Autarkie ist sehr verbreitet. Immerhin wird jede zweite Photovoltaikanlage derzeit direkt mit Strompuffer installiert.
Schwarzburger: Die Preise für stationäre Stromspeicher sinken moderat, das dürfte auch 2019 weitergehen. Von Überkapazitäten keine Spur, die Preiskurve spiegelt die technologische Entwicklung wider.
Petersen: Experten in der Branche gehen von einer möglichen Preisreduktion von jährlich bis zu zehn Prozent aus. Einige halten auch nur ein bis zwei Prozent für realistisch. Die Gefahr eines Schweinezyklus kann nicht immer ausgeschlossen werden.
Schwarzburger: Zur EES Europe in München gibt es wieder zahlreiche Neuheiten. Was ist am spannendsten?
Petersen: Die Produkte werden immer reifer, die Hersteller immer professioneller. Diese Entwicklung ist wichtig, damit ein Massenmarkt entsteht. In diesem Jahr sehen wir verstärkt das Zusammenspiel des Heimspeichers mit dem Energiemanagement, Elektromobilität und weiteren Schnittstellen zur Haustechnik wie der Wärmepumpe.
Schwarzburger: In den kommenden zwei oder drei Jahren werden die Fabriken für Lithiumzellen deutlich ausgebaut. Dann dürften auch die E-Autos massiv in den Markt eintreten.
Petersen: Es wird eine Machtverschiebung von den Autobauern hin zu den Lieferanten der Batteriezellen geben. Die Lieferanten werden sich ihre Kunden aussuchen können. Aber erst mal muss der Stromer richtig zünden.
Schwarzburger: Durch vollelektrische Fahrzeuge kann der Solarkunde noch mehr Geld sparen als nur mit Sonnenstrom vom Dach. Ich glaube, dass die E-Mobilität die solare Energiewende zusätzlich beflügeln wird.
Petersen: Es wird bei Stromern einen Kipppunkt geben wie bei Smartphones. Dann werden E-Autos überall sichtbar werden.
Schwarzburger: Was fehlt, ist nicht mehr Geld vom Staat, sondern vor allem weniger Bürokratie. Die Menschen wollen Sonnenstrom erzeugen, speichern und selbst nutzen, das muss so einfach sein, wie Gemüse aus dem eigenen Garten zu ernten.
Petersen: Die Politik hängt leider oft hinterher. Beispiele gibt es zuhauf wie beim Mieterstrom oder bei der doppelten Belastung von gespeichertem Ökostrom. Eine Sektorenkopplung wird so nicht klappen.
Schwarzburger: Die Menschen wollen unabhängig sein. Aufgabe der Politik ist es, die Möglichkeiten auszuschöpfen, um dieses Ziel zu erreichen. Wir brauchen mehr Freiraum für die Energiewende. Wir brauchen Millionen Gebäude, die sich selbst versorgen. Und Millionen E-Autos, die Sonnenstrom vom Dach tanken.
Petersen: So ist es. Vor allem geht es darum, die Klimaschutzziele zu erfüllen. Wir brauchen nicht nur grünen Strom, sondern auch Ökowärme und nachhaltige Mobilität für die Energiewende.