Schwarzburger: Das Jahr 2014 wird ein entscheidendes Jahr für die solare Energiewende. Denn in diesem Jahr werden nicht nur Solargeneratoren wirtschaftlich. Wir werden auch die ersten Speichersysteme auf dem Markt sehen, die mit dem Strompreis für private Kunden oder Mittelständler konkurrieren können. Und die ausreichend hohe Zyklenzahlen aufweisen, die der Lebensdauer einer Photovoltaikanlage entsprechen.
Muntinga: Die technischen Grundlagen seitens der Speicherhersteller sind inzwischen geschaffen, auch die Förderung durch die Politik steht zum Abruf bereit. Damit die Energiewende im Photovoltaik- und Speichermarkt klappt, ist eine Zusammenarbeit der Industrie mit den Verarbeitern gefragt: Die Industrie sollte ihren Kunden vermehrt Informationsveranstaltungen, Schulungen und Workshops anbieten. Denn schließlich soll der Verarbeiter seine Endkunden für einen Speicher begeistern. Eine Photovoltaikanlage ließ sich leicht mit der Einspeisevergütung verkaufen. Denn die Kosten und Einnahmen waren für 20 Jahre fest kalkulierbar. Beim Speicher ist die Beratung etwas komplexer.
Schwarzburger: Der technische Fortschritt geschieht fortan nicht mehr nur in den klassischen Komponenten der Photovoltaik, also in den Solarmodulen oder den Wechselrichtern. Entscheidend wird es sein, kostengünstige und intelligente Systeme für den Eigenverbrauch zu entwickeln. Dabei spielen die Speicher eine entscheidende Rolle, aber auch die Abstimmung aller Komponenten.
Muntinga: Je kleiner die Photovoltaikanlage für das Einfamilienhaus dimensioniert ist, desto höher der Eigenverbrauch und somit auch die Geschwindigkeit bei der Amortisation der Investition! Für Hausbesitzer zählt nicht mehr, die Dachfläche maximal mit Solarmodulen zu belegen. Mit der Kombination aus Photovoltaik und Speicher schon einen Autarkiegrad von 50 Prozent zu erreichen, finde ich genial. Hier bedarf es jedoch einer genauen Ermittlung, um das „intelligente System“ dem Verbrauch im Haushalt anzupassen. Das System muss flexibel sein, um es zum Beispiel bei Zuwachs in der Familie unkompliziert zu erweitern.
Schwarzburger: Es geht nicht darum, welche Technik den Markt beherrschen könnte. Es wird für Lithiumspeicher einen Markt geben, ebenso für Bleispeicher oder pneumatisch-hydraulische Speicher. Es geht ja nicht nur um die technische Anwendung, sondern vor allem um gewiefte Geschäftsmodelle. Wie kann man den Eigenverbrauch von Solarstrom im Energiemarkt attraktiv machen? Welche ergänzenden Systeme braucht der Sonnengenerator, um die Versorgung während des ganzen Jahres abzudecken? Auch solche Fragen sind für den Markt von entscheidender Bedeutung.
Muntinga: Wichtig ist, dass der Durchbruch gelingt. Ein Beispiel: In Berlin gibt es ein Mehrfamilienhaus, auf dem im vergangenen Jahr eine Photovoltaikanlage installiert wurde. Nun wurde diese Anlage so umgebaut, dass jeder Mieter den Sonnenstrom direkt nutzen kann. Hier könnte man jedem Mieter einen Kleinspeicher mit einem Speichervolumen von einer Kilowattstunde anbieten. Auf diese Weise wäre die Eigenversorgung der Mieter noch lukrativer.
Schwarzburger: Wenn die Speicherung des Sonnenstroms gelöst ist, gibt es kein Halten mehr. Dann kann die Photovoltaik als günstigste Generatortechnik ihre Vorteile voll ausspielen. Sie wird erste Wahl, wenn es um Eigenversorgung und Sicherheit in der Stromversorgung geht. Im privaten Segment, im Gewerbe, in den Kommunen und im Kraftwerksbau. Davon bin ich überzeugt.