Schwarzburger: Gemeinsam mit Karl-Heinz Remmers von der Berliner Solarpraxis haben Sie 2007 unser Fachmedium photovoltaik aus der Taufe gehoben. Damals kannte außerhalb der Branche niemand die Photovoltaik.
Reisch: Die Erneuerbaren haben mich schon immer fasziniert. Als studierter Agrarökonom stecken Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft tief in mir drin. Und als Familienunternehmer bin ich gewohnt, in langen Zeiträumen zu denken. Als sich vor zehn Jahren dann die Chance zur Gründung der photovoltaik auftat, habe ich beherzt zugegriffen. Eine perfekte Ergänzung unseres umfangreichen Zeitschriftenportfolios im Bereich der Gebäudetechnik.
Schwarzburger: Da trafen zwei Welten aufeinander: der erfahrene Verleger aus Stuttgart, sehr erfolgreich mit Handwerkermedien in der Gebäudetechnik, auf der anderen Seite die Solarpioniere aus Berlin, manchmal eher hemdsärmelig. Im Rückblick darf man sagen: eine gelungene Symbiose, die das neue Medium in die Welt brachte.
Reisch: In meinen 38 Verlegerjahren habe ich nichts Vergleichbares wie den zunächst raketenhaften Start der photovoltaik erlebt. Echte Goldgräberstimmung herrschte da, mit allen positiven, aber auch durchaus negativen Seiten. Natürlich sehr stark subventionsgetrieben und deshalb wenig nachhaltig. Sensationellen Anzeigenumsätzen in den Anfangsjahren folgten dann Jahre kontinuierlichen Schrumpfens. Mich hat das jedoch weder überrascht noch verunsichert.
Schwarzburger: Sich mit den Märkten zu wandeln, ist der Kern des verlegerischen Geschäfts – wie in jeder anderen Branche auch. Nur wer sich in der Veränderung treu bleibt, kann erfolgreich sein.
Reisch: Schon früh haben wir bei der photovoltaik den Schwenk hin zur praxisorientierten Fachzeitschrift für Planung, Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen gemacht und die „große Politik“ gerne anderen überlassen. Dies entspricht dem Wandel des deutschen Marktes in den letzten zehn Jahren – und wahrscheinlich sind wir deshalb auch die einzig verbliebene monatlich erscheinende Photovoltaikfachzeitschrift in Deutschland.
Schwarzburger: Der Nutzwert für unsere Leser steht im Vordergrund: Produkte, Anwendungen, technische Regeln und Tipps fürs Tagesgeschäft. Wir steigen mit unseren Lesern auf die Dächer und in die Keller. So bleibt die Energiewende spannend.
Reisch: Zehn Jahre sind in Zeiten digitaler Disruption gerade in den Medien ein sehr langer Zeitraum. Sicher ist, dass sich auch die photovoltaik weiterentwickeln und insbesondere ihr digitales Angebot stark ausweiten muss. In zehn Jahren wird das Onlineangebot im Zentrum stehen – aber es wird sicher auch die gedruckte photovoltaik noch geben. Und zwar im Gentner Verlag. Photovoltaik ist eine so innovationsgetriebene Technologie, dass uns der Stoff für viele Jahre garantiert nicht ausgehen wird.
Schwarzburger: Mit dem Eigenverbrauch kommen neue Produktgruppen hinzu, die der Solarteur seinen Kunden anbieten kann: Stromspeicher, Brennstoffzellen, Smarthome, Smartmeter oder die Vielfalt der Produkte und Lösungen für die Elektromobilität. Das wird so weit gehen, dass die Installateure sogar E-Autos verkaufen.