„Wartungsarm, aber nicht wartungsfrei!“
Schwarzburger: Mehr als zwei Millionen Solargeneratoren wurden bisher in Deutschland installiert, dazu mehr als 300.000 Stromspeicher. Dieser Anlagenbestand muss verwaltet und gewartet werden.
Ullrich: Das Wartungsgeschäft gewinnt für die Installateure an Bedeutung. Dem geht die Betriebsüberwachung voraus. Jeder Betreiber sollte regelmäßig auf den Wechselrichter oder ins Monitoringportal schauen. Die Anlagen brauchen jemanden, der bei Fehlern reagiert.
Schwarzburger: Photovoltaikanlagen sind wartungsarm, aber nicht wartungsfrei. Es hat sich bewährt, die Betriebsdaten aus dem Monitoring an kundiges Personal zu übergeben. Ich halte es für selbstverständlich, dass die Installateure ihren Kunden auch den After-Sales-Service anbieten.
Ullrich: Bei kleinen Anlagen wird das oft unterschätzt. Aber auch Betreiber von größeren Anlagen sparen gern an der falschen Stelle. Außerdem geht es nicht nur um die Solarmodule. Es geht auch um Stromspeicher oder Wärmepumpen. Wer zuverlässige Technik erwartet, erkennt die Bedeutung der Betriebsüberwachung und der Wartung.
Schwarzburger: Das gilt prinzipiell unabhängig von der Größe der Anlagen. Ein Solargenerator ist eine technische Anlage in der Niederspannung. Dafür gelten die üblichen Fristen für Durchsichten und Überprüfungen.
Ullrich: Und natürlich spielen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte Korrosion und Verschleiß eine Rolle. Wir erleben ja gegenwärtig, dass erst heute Produktionsmängel spürbar werden, die zehn Jahre zurückliegen. Stichwort: Versprödung der Rückseitenfolien.
Schwarzburger: Ein ganz heißes Thema. Jetzt erweist sich, welche Modulhersteller tatsächlich ein funktionierendes After-Sales-Konzept haben, im Interesse ihrer Kunden – auch der künftigen Kunden, wohlgemerkt.
Ullrich: Es ist völlig unverständlich, dass Modulhersteller nach wie vor versuchen, die Kosten für die Demontage der defekten Module und die Remontage der Austauschmodule auf die Kunden abzuwälzen. Das ist weder im privaten Segment noch für B2B-Kunden akzeptabel.
Schwarzburger: Nun rächt sich, dass Photovoltaik seinerzeit als wartungsfrei deklariert wurde. Sicher: Verschleiß und Korrosion sind geringer als bei anderen Technologien. Aber im Laufe der Jahre können die Folien verspröden, können Lötstellen korrodieren, machen sich Hotspots bemerkbar.
Ullrich: Dann müssen sich die Solarkunden und ihre Installateure auf den Modullieferanten verlassen können. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das ist keine Frage der Kulanz. Das ist eine Frage, welche Berechtigung ein Modulanbieter am Markt überhaupt hat.
Schwarzburger: Im Grunde genommen gelten dieselben Grundsätze für das After-Sales-Geschäft wie bei Heiztechnik oder Autos. Der Wert eines Anbieters entscheidet sich nicht im Sprint überhitzter Märkte, sondern im Marathon der jahrzehntelangen Präsenz im Markt.
Ullrich: Die Solarbranche kann es sich nicht leisten, dass private oder gewerbliche Investoren durch hochfliegende Versprechungen enttäuscht werden. Eigene Fehler zu erkennen, anzuerkennen und zu reparieren, gehört zu nachhaltigen Geschäftsmodellen unbedingt dazu.