„Wir brauchen mehr Solaranlagen auf großen Dächern“
Ullrich: Die Intersolar steht vor der Tür. Die Stimmung in der Branche ist sehr gut. Überall steigt schon seit Monaten die Nachfrage. Eine jüngste Umfrage hat für Deutschland einen Markt von 3,5 Millionen Anlagen für 2022 prophezeit.
Schwarzburger: Eine gute Nachricht für alle Hersteller und Anbieter. Die Dynamik hat erheblich zugelegt. Das treibt die Innovationen in den Unternehmen an. Denn zur Klimakrise kommt jetzt eine potenzielle Versorgungskrise, die Putins Krieg in der Ukraine befeuert.
Ullrich: Plötzlich ist er in aller Munde: der Ausstieg aus Öl und Gas. Der erste Aufschlag des neuen EEG lässt hoffen, dass unsere Branchen auf wohlwollende politische Rahmenbedingungen stoßen.
Schwarzburger: Sicherlich kann ein neues EEG den Zubau flankieren. Aber immer noch werkeln die Beamten im Wirtschaftsministerium an einem Gesetz, das in den letzten Jahren eher zur Verhinderung der Energiewende getaugt hat. Mal schauen, was rauskommt.
Ullrich: Immerhin will die Ampelkoalition den Ausbau von Photovoltaik, von Speichern und natürlich der Sektorenkopplung beschleunigen. Der politische Wille ist da und erkennbar. Den Entwurf müssen die Koalition und die Abgeordneten auf jeden Fall nachbessern.
Schwarzburger: Vor allem was den Ausbau der Dachanlagen angeht, bleibt die EEG-Novelle weit hinter den Erwartungen zurück. Die Beamten in Berlin agieren mit Vorschlägen, die schon in der Vergangenheit nicht taugten, Unternehmer zum Umstieg auf Sonnenstrom zu bewegen.
Ullrich: Genau hier liegt der Knackpunkt. Wir brauchen Solaranlagen auf den großen Dächern von Gewerbe und Industrie, ebenso von landwirtschaftlichen Gebäuden. Im vergangenen Jahr haben die privaten Häuslebauer den Zubau gestemmt.
Schwarzburger: Zurück zur Intersolar: In diesem Frühjahr kommen Anbieter dazu, die beim Restart nicht dabei waren. Die Modulhersteller haben eine ganze Reihe von Neuerungen angekündigt.
Ullrich: Auch die Hersteller der Montagesysteme waren nicht untätig. Es werden jede Menge neue Ideen zu sehen sein. Es geht darum, die Systeme zu vereinfachen und die Installation zu beschleunigen.
Schwarzburger: Dann wird es einfacher, alle Dächer zu nutzen. Vor allem im Gewerbe spielt preiswerter Sonnenstrom eine entscheidende Rolle für die Investitionsentscheidung. Da ist es fraglich, ob eine Förderung überhaupt noch notwendig ist.
Ullrich: Im Gewerbe sicherlich nicht. Da geht es vor allem um schlanke Verfahren zur Planung und Genehmigung. Auch auf Mehrfamilienhäusern müssen mehr Anlagen entstehen. Das setzt entweder voraus, dass der Stromhandel innerhalb eines Quartiers zugelassen wird. Oder man muss diese Anlagen wieder an den Fördertropf hängen.
Schwarzburger: Mittlerweile wird solarer Mieterstrom zum Sozialstrom, zur sozialen Aufgabe. Denn Millionen Mieterinnen und Mieter haben keine andere Möglichkeit, die brutale Preisspirale bei Strom und Wärme aus Erdgas und Kohle abzufedern.