Liebe Leserin, lieber Leser!
68 Cent pro Kilowattstunde Modulleistung – das plakatierte auf der Konferenzmesse PVSEC Anfang September in Hamburg ein chinesischer Hersteller. Er machte öffentlich, was sonst im Hintergrund stattfand. Auf der Veranstaltung setzte sich nämlich fort, was bereits in den Wochen zuvor begonnen hatte: Die Preise befinden sich im Sinkflug. Trotzdem springt der Markt nur langsam an – die Hoffnung auf die noch bessere Rendite ist stärker als die gute Rendite (Seite 66).
Dieses Jahr sieht schon wieder alles anders aus als vor Kurzem prognostiziert. Im Frühjahr beunruhigten die Nachrichten aus Italien nicht wenige, die den italienischen Markt kurz vor dem Zusammenbruch sahen. Für diesen Fall wurden verheerende Folgen vorhergesagt: rasant stürzende Modulpreise, dadurch einen gigantischen Zubau in Deutschland und eine dann zwangsläufig folgende Kürzungsorgie. Vier Monate später stimmt nichts davon. Italien schickt sich an, zum größten Photovoltaikmarkt zu werden. Die Modulpreise fallen trotzdem in ungeahnte Tiefen, ohne dass es den Anschein hat, dass sich der Markt hierzulande deutlich erholt. Trotzdem wird der Zubau so groß werden, dass zum 1. Januar die Einspeisevergütung um mindestens 15 Prozent fällt (Seite 8). Doch Analysten sagen, dass die Rendite selbst bei den heutigen Modulpreisen nächstes Jahr trotz allem stimmen werde. Dieselben Analysten, die noch vor einem halben Jahr für 2012 schwarzsahen.
Wenn dann dieses Mal alles so kommt wie jetzt skizziert, steht unter Umständen zur Jahresmitte 2012 die nächste Kürzung an. Gibt es doch noch eine Jahresendrallye, ist es nicht unrealistisch, dass die Absenkung wieder 15 Prozent betragen wird. Photovoltaikstrom würde den Verbraucher dann nur noch 15,3 Cent pro Kilowattstunde aus großen Freiflächenanlagen und 20,8 Cent aus Aufdachanlagen kosten – wenn es die Branche schafft, zu diesem Preis auch zu liefern.
Dass zumindest konkurrierende Branchen an die Zukunft der Photovoltaik glauben, zeigt im Übrigen Solar Millennium. Das Unternehmen, das bisher für solarthermische Stromerzeugung stand, sattelt um auf Photovoltaik. Deren Lernkurve scheint unschlagbar, was wiederum die vielen Neuerungen, die auf der PVSEC vorgestellt wurden, bezeugten (Seite 58).
Was das für Deutschland bedeutet: um das Überleben kämpfende Hersteller auf der einen Seite und Solarstrom, der deutlich billiger ist als der Strom aus den meisten Offshore-Windkraftanlagen, auf der anderen. Immerhin dürfte die Kostendiskussion dann beendet sein. Die Diskussion um eine weise Industriepolitik, die den europäischen Herstellern Chancen eröffnet, wird hoffentlich rechtzeitig beginnen und zu konkreten Schritten führen.
Einer der Hersteller, der mit den Preisen und der Konkurrenz aus Fernost zu kämpfen hat, hat jetzt übrigens gezeigt, was er kann. Ein Modul von Solon hat den PV+Test bravourös bestanden und führt die Bestenliste des Modultests an (Seite 114).
Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Fuhs (Chefredakteur)