Liebe Leserin, lieber Leser!
Wir nehmen den konventionellen Energieerzeugern Kuchen weg, mittlerweile sind es 25 Prozent. Für die nächsten Jahre sind nochmals 25 Prozent geplant. Da muss man sich nicht wundern, dass sie auf die Barrikaden gehen. Das sagt Lars Waldmann, Projektleiter bei der Agora Energiewende, die wir ab Seite 13 vorstellen. Das letzte Jahr hat gezeigt, wohin der polarisierte Streit führt: zu einer Diskussion um Kosten, die auf die EEG-Umlage und damit auf einen einzigen Faktor beschränkt ist. Die neue, von einer Stiftung finanzierte Organisation will das ändern und hat zwölf Thesen aufgestellt. Diese sollen nun breit diskutiert werden von all denen, die an der Energiewende betei-ligt sind. Dazu gehören auch die konventionellen Energieversorger, bei denen Waldmann bereits eine gewisse Bewegung diagnostiziert.
Eines lässt sich schon jetzt mit Sicherheit sagen: Photovoltaik ist zuverlässig. Vor 20 Jahren begann die Erfolgsgeschichte mit dem 1.000-Dächer-Programm. Jetzt hat ein Professor aus Sachsen einen Teil dieser Anlagen evaluiert – mit erstaunlich positiven Resultaten. Sie zeigen zum Beispiel: Es ist kein Naturgesetz, dass Wechselrichter getauscht werden müssen. Einige tun seit Anfang der 90er Jahre ohne Murren ihre Arbeit. Sie zeigen auch, dass Module nach 20 Jahren noch so gut funktionieren können wie am ersten Tag. Darüber berichten wir ab Seite 52.
Eine der größten Herausforderungen wird in Zukunft der Verkauf der Anlagen sein. Die Argumente werden sich grundlegend ändern, je mehr die Einspeisevergütung sinkt. Einige Solarunternehmen setzen jetzt auf die Kombination der Photovoltaik mit Elektrofahrrädern. Das passt – sie können mit Solarstrom geladen werden, sind ökologisch und treffen den Nerv vieler, die gerne in grüne Energie investieren. Wir stellen die Konzepte ab Seite 29 vor. Eine andere Möglichkeit zu verkaufen ist es, die Einsparung an Stromkosten detailliert vorzurechnen. Wie interessant das für landwirtschaftliche Betriebe ist, zeigt das Beispiel, über das wir ab Seite 64 berichten. Da die Lüftung einen großen Teil des Stromverbrauchs ausmacht, wird am meisten Energie im Sommer benötigt. Selbst ohne Speicherung liegt der Eigenverbrauchsanteil dadurch bei fast 50 Prozent – zu einem im Beispiel definierten Eigenverbrauchsstrompreis von 11 bis 14 Cent pro Kilowattstunde und damit unschlagbar billig. So kann es etwas werden mit dem zweiten Viertel des Stromkuchens.
Viel Spaß beim Lesen,
Michael Fuhs (Chefredakteur)