Liebe Leserin, lieber Leser!
Einige politische Akteure haben die Verkündung der EEG-Umlage herbeigesehnt. Jetzt ist klar: Die erwartete drastische Erhöhung auf 5,277 Cent je Kilowattstunde wird kommen. Das ist viel Geld, doch betrachtet man die realen Zahlen jenseits der reinen prozentualen Steigerung von 47 Prozent, wird schnell deutlich, wie wenig sachlich die Debatte derzeit läuft. Der Anteil der EEG-Umlage am Strompreis für Privathaushalte liegt bei etwa einem Viertel. Außerdem bleibt sie deutlich unter den Netzentgelten, die die Netzbetreiber im Sog der EEG-Umlageerhöhung gleich mit nach oben geschraubt haben. Auch spiegelt die EEG-Umlage mitnichten allein die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien wider. Viele Sondereffekte haben maßgeblich zu der Steigerung beigetragen (Seite 17).
Doch in Berlin ist der Bundestagswahlkampf bereits eröffnet. Die FDP hat Energie als ein neues Kernthema entdeckt. Mit ihrem Vorschlag, das EEG durch ein Quotenmodell abzulösen, treiben die Liberalen den verantwortlichen Umweltminister Peter Altmaier von der CDU derzeit vor sich her. Dieser hat nun seinerseits einen Verfahrensvorschlag für eine EEG-Novelle vorgelegt. Im Interview bekräftigt Altmaier, dass er zunächst einen breiten Konsens anstrebt und sich mit einer Reform Zeit lassen will (Seite 19). Doch wie er die verschiedenen politischen Lager und Akteure unter einen Hut bringen will, lässt sich zumindest momentan nur schwer erkennen (Seite 16).
Dabei wäre es viel wichtiger, dass die Regierung sich endlich auf eine durchdachte Industriepolitik verständigt, statt ständig am EEG rumzudoktern und damit die Verlässlichkeit für eine ganze Branche zu beschädigen. Die chinesische Regierung ist in dieser Beziehung den Politikern in Berlin weit voraus. Sie hat die Zukunftsperspektiven der Photovoltaik erkannt. Mit Milliardenkrediten soll zumindest ein Teil der Hersteller durch die derzeitige weltweite Konsolidierungsphase gebracht werden. Ob die Regierung in Peking damit allerdings gegen die Richtlinien der Welthandelsorganisation verstößt und chinesischen Herstellern deshalb auch in Europa bald Strafzölle drohen, ist noch unklar (Seite 32).
Dennoch geht auch hierzulande die Entwicklung der Photovoltaik weiter. Dies zeigt sich etwa bei den Montagesystemherstellern. 25 neue Systeme für Schrägdächer sind in unserer Marktübersicht enthalten (Seite 58). Die Hersteller haben dabei vor allem eine verkürzte Montagezeit und niedrigere Kosten im Blick. Aber auch im Gewerbe gibt es Vorreiter, die die Entwicklung von Speichern weiter voranbringen wollen. Wir stellen ihnen zwei Projekte vor, die zeigen, dass es Wege gibt, sich auch in diesem Bereich von der künftigen Strompreisentwicklung abzukoppeln. So können Speichersysteme etwa für Hotel- und Gaststättenbesitzer eine lohnende Investition sein (Seite 41).
Der Blick über den Tellerrand sollte der deutschen Solarwirtschaft zusätzlich Hoffnung machen. Nach dem erfolgreichen Start unserer nationalen Plattform „200 Gigawatt Solarleistung für Deutschland“ präsentieren wir Ihnen nun die dazugehörige internationale Kampagne „300 Gigawatt pro Jahr“. Nach Ansicht von Experten könnte sich der globale Photovoltaikmarkt bis 2025 verzehnfachen. Also glänzende Perspektiven für alle Unternehmen, die sich am Markt behaupten können (Seite 20).
Sandra Enkhardt
Verantwortliche Redakteurin