Liebe Leserin, lieber Leser!
Dass die Photovoltaik nun auch in den Augen der Netzbetreiber eine ernst zu nehmende Energiequelle geworden ist, sieht man sehr schön daran, dass sich PV-Anlagen bei Störungen des Stromnetzes künftig nicht mehr einfach nur abschalten dürfen. Dieses Abschalten sollte in der Vergangenheit verhindern, dass die Wechselrichter weitere Netzstörungen verursachen. Tatsächlich waren die Geräte technisch bisher auch nicht in der Lage, das Netz zu stützen. Für eine solche Auslegung gab es ja auch keinen Grund. Das hat sich nun geändert. Die neue Mittelspannungsrichtlinie, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, schreibt vor, dass auch Photovoltaikanlagen bei Störungen des Netzes regulierend eingreifen müssen, vorerst zwar nur auf Mittelspannungsebene. Doch die neue Niederspannungsrichtlinie, die gerade in der Diskussion ist, wird wohl selbst die kleinen PV-Anlagen mit zur Verantwortung für ein störungsfreies Netz ziehen. Diese Tatsache zeigt vor allem eins: Die Photovoltaik breitet sich aus. Sie ist auf dem Weg zu einer immer wichtigeren Energiequelle. Kurz: Die PV ist erwachsen geworden. Wie die neuen Vorschriften technisch umgesetzt werden und welche neuen Trends und Modelle es bei den Wechselrichtern sonst noch gibt, das finden Sie in unserem Spezial ab Seite 50.
Ob und wie diese neuen Wechselrichter ihre Aufgaben in Zukunft erfüllen, werden wir schon bald selbst überprüfen. Doch als Erstes können die Hersteller von Photovoltaikmodulen zeigen, was ihre Produkte leisten und aushalten. Denn zusammen mit namhaften Prüfinstituten wird die
photovoltaik-Redaktion noch in diesem Monat ihre ersten Produkttests beginnen. Den Anfang machen kristalline Module, die unter anderem beim renommierten TÜV Rheinland auf Herz und Nieren geprüft werden. Der Einkauf der Prüflinge erfolgt selbstverständlich anonym. Die Prüfkriterien beruhen auf den beiden internationalen Normen EN IEC 61215 und EN IEC 61730 und sind von unserem Testbeirat – bestehend aus den beteiligten Firmen und Prüfinstituten – übereinstimmend festgelegt worden. Diese Konstellation garantiert größtmögliche Transparenz und Unabhängigkeit. Die sehr umfangreichen Prüfungen werden fast zwei Monate dauern. Im Sommer können wir Ihnen dann die ersten Ergebnisse präsentieren. Selbstverständlich werden wir über jede Phase des Prüfablaufs, der Vorbereitungen und der Analyse in der
photovoltaikberichten. Nach den kristallinen Modulen werden wir die Dünnschichtmodule unter die Lupe nehmen, und danach müssen dann die Wechselrichter zeigen, was sie können. Alle diese Tests werden wir in kleinen Chargen durchführen, so dass wir nicht auf einen Schlag alle wichtigen Produkte des Marktes bewerten, sondern nach und nach eine immer umfassendere Rangliste für Module und Wechselrichter präsentieren können. Ein solcher Testablauf bietet auch für die Verlierer einer Testreihe die Chance, beim nächsten Mal mit einem verbesserten Produkt wieder dabei sein zu können und dann vielleicht zu den Gewinnern zu gehören.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Karsten Schäfer
Chefredakteur