Liebe Leserin, lieber Leser!
Wussten Sie, dass nur ein Prozent aller Auszubildenden im Elektrohandwerk Frauen sind? Auch wer es nicht wusste, gespürt haben es wohl alle. Denn Handwerkerinnen sind doch immer noch die absolute Ausnahme. Da stellen die Installateurinnen von Photovoltaikanlagen leider keinen Sonderfall dar; auch ihr Anteil ist verschwindend gering. Erst mit zunehmender Qualifikation wird der Frauenanteil größer, also dann bei den Solarteurinnen und den Ingenieurinnen. Ich finde das schade, weil es Chancen vertut. Nicht nur für die potenziell guten Handwerkerinnen, die so leider einen anderen Beruf erlernen werden. Sondern auch für die Photovoltaik, ihre Außenwirkung und Verbreitung. Gehörten Frauen bei der Montage von PV-Anlagen zum Alltagsbild, würden sich sicher auch mehr Frauen für diese Technik interessieren. Auch wenn es nur unterbewusst geschieht: Geräte, die überwiegend von Männern verkauft, installiert und gekauft werden, sind für Erna Normalverbraucherin sicher nicht so attraktiv wie Geräte, mit denen Männer und Frauen gleichermaßen zu tun haben. Mehr Frauen im Handwerk würden also für ein anderes Image der Photovoltaik sorgen. Dann wären Frauen sicher auch öfter im Verkauf anzutreffen, wo sie wieder eine breitere Zustimmung bei potenziellen Kundinnen hervorrufen würden. Alles in allem wäre ein größerer Frauenanteil in meinen Augen ein deutlicher Gewinn für die Photovoltaik. Und damit sich mehr Frauen für diesen Beruf interessieren, müssen wir bei der Attraktivität der Ausbildung anfangen (Seite 84).
Mehr Photovoltaik und erneuerbare Energien brauchen wir auf jeden Fall in den nächsten Jahren. Der Meinung ist auch Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und leitendes Mitglied des Weltklimarats (IPCC). Seiner Meinung nach wird die Photovoltaik ab dem Jahr 2020 einen entscheidenden Anteil am Energiemix haben. Generell werde die Bedeutung der erneuerbaren Energien weiter steigen, und zwar vor allem in dem Maße, wie CO2-Zertifikate immer teurer werden. Für Edenhofer gibt es auch in der aktuellen wirtschaftlichen Krise kein Entweder-Oder. Gerade jetzt müssten Staaten konsequent in nachhaltiges Wirtschaften investieren, damit wir nicht direkt in die nächste Krise steuern, in die Klimakatastrophe (Seite 22).
Über die Verknappung der CO2-Zertifikate denken auch die vier großen deutschen Energieversorger schon intensiv nach. Für Eon ist das der Grund, überhaupt in erneuerbare Energien, vor allem Wind, zu investieren. Allerdings gelten auch Atomkraftwerke als CO2-frei – für die großen Energieversorgungsunternehmen Anlass genug, an der Atomkraft festzuhalten. Die meisten Investitionen werden in den nächsten Jahren aber in Kohlekraftwerke fließen. Also genau das falsche Signal zur falschen Zeit. Die Photovoltaik spielt bei den großen Vieren höchstens als Marketinginstrument eine Rolle (Seite 14). Die Gründe sind bekannt: Hätten wir alle eine PV-Anlage auf unserem Häuschen, wäre ihre Marktmacht dahin!
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Karsten Schäfer
Chefredakteur