Liebe Leserin, lieber Leser!
Der Juni 2011 wird vielen Menschen in Erinnerung bleiben: Die Bundesregierung hat sich von der Atomkraft verabschiedet – diesmal hoffentlich endgültig. In einer emotionalen Debatte im Bundestag versicherten sich die Politiker aus Regierung und Opposition gleichermaßen, dass sie eine Entscheidung von historischer Tragweite treffen. Am 30. Juni stimmten die Abgeordneten von Union, FDP, SPD und Grünen für ein Ende der Kernenergie in Deutschland. Bis Ende 2022 sollen alle Atomkraftwerke hierzulande abgeschaltet sein. Doch die Chance, die Wende zu einer dezentralen Energieversorgung zu forcieren, hat die Regierung erst einmal vertan. Sie setzt nicht etwa auf einen stärkeren Ausbau von Photovoltaik, Windparks an Land oder Biomasse. Im Gegenteil: Die EEG-Novelle bringt für diese Energieformen weitere Einschränkungen. Die Bundesregierung fördert einzig die Offshore-Windkraft ab 2012 stärker und setzt damit ein Zeichen, dass sie auch künftig lieber eine zentrale Energieversorgung haben möchte.
Die Eile, mit der die EEG-Novelle durch das Parlament gejagt wurde, versteht außer der Regierung niemand. Sie war völlig unnötig und angesichts der komplizierten Materie nicht angebracht. Dennoch ist die Neuregelung nun verabschiedet und wird wohl zum 1. Januar 2012 in Kraft treten. Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell spricht allerdings schon heute von einem „Erneuerbaren-Murks-Gesetz mit Reparaturbedarf“. In den dreieinhalb Wochen zwischen Kabinettsbeschluss und Bundestagsentscheidung blieb nur wenig Raum, um für die Solarförderung noch Nachbesserungen durchzusetzen (Seite 14).
Die Politiker scheinen die wachsende Bedeutung der Solarbranche aber weiterhin nicht so recht ernst zu nehmen. Zumindest hat sich niemand der politisch Verantwortlichen auf der Intersolar Europe in München blicken lassen. Dabei ist die Zahl der Aussteller und Besucher weiter gewachsen. Die Themen haben sich allerdings nicht grundlegend gewandelt. Es geht immer noch darum, die Photovoltaik kostengünstiger und effizienter zu machen. Die Geräte werden leichter, lassen sich einfacher montieren oder besser bedienen. Neu ist, dass auch der Zusatznutzen der Produkte immer wichtiger wird. Mehr dazu finden Sie in unserem Nachbericht zur Messe ab Seite 36.
Ein neuer Trend zeichnet sich bei kristallinen Modulen ab. Während die Dünnschichthersteller die Anfangsdegradation bei den Leistungsangaben schon länger berücksichtigen, behandelten die kristallinen Produzenten dieses Thema eher stiefmütterlich. Nun gehen aber immer mehr Hersteller dazu über, den Betrag der anfänglichen lichtinduzierten Degradation vor der Leistungssortierung kristalliner Module vom Flasherwert abzuziehen. Wenn dies der Fall ist, bezahlen Käufer tatsächlich nur noch die Leistung, die nach den ersten Betriebsstunden eines Moduls übrig bleibt. Eine aus Sicht des Kunden durchaus erfreuliche Entwicklung (Seite 84).
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Sandra Enkhardt
Redakteurin