Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Ausgabe, die Sie in den Händen halten, steht unter dem Motto „Neue Perspektiven“. Damit wollen wir die Welt der Solarwirtschaft nicht etwa durch eine rosarote Brille betrachten. Wir wissen, dass viele Unternehmen mit ernsten Problemen zu kämpfen haben. Aber genau das war für uns Anlass, einmal die andere Seite unter die Lupe zu nehmen, die, wo sich Durchbrüche abzeichnen, wo sich zeigt, dass es weitergeht und dass es sich lohnt, durchzuhalten.
Noch ist Solarstrom auf dem freien Markt nicht wettbewerbsfähig. Doch es gibt Anzeichen, dass es mittelfristig sehr wohl möglich sein wird, auf dem Markt zu bestehen (Seite 36). Einen Weg zeigen etwa Windmüller auf, die im Umkreis von acht Kilometern ihren Strom verkaufen und dadurch Energieversorger geworden sind. Andere Geschäftsmodelle entwickeln Händler, die die Marktprämie nutzen. Sie wollen den Spieß umdrehen und die Betreiber von Kohlekraftwerken zur Kasse bitten, wenn sie auf den Einspeisevorrang freiwillig verzichten. Das hört sich zunächst widersinnig an, dient doch der Einspeisevorrang dem Umstieg auf erneuerbare Energien. Doch das Geschäftsmodell macht konventionelle Energien teurer, weil es die Betreiber von Grundlastkraftwerken dafür bezahlen lässt, dass ihr Kohle- und Atomstrom so schwer regelbar ist. Gerade das kann den Umstieg auf Erneuerbare fördern und gleichzeitig Betreibern von Solaranlagen eine neue Geschäftsgrundlage verschaffen.
Auch unser Blick auf drei Solarunternehmen, die optimistisch in die Zukunft blicken, zeigt, welche Wege es in der Krise gibt. Das eine Unternehmen setzt auf Dachanlagen, das andere legt den Fokus auf die Wartung bestehender Anlagen, das dritte expandiert ins Ausland (Seite 32). Wie sinnvoll das ist, zeigt sich nur 1.500 Kilometer südwestlich von Deutschland. In Spanien plant ein Projektierer einen großen Solarpark ohne Förderung, der den Strom konkurrenzfähig produzieren soll (Seite 76).
Sehr viele Perspektiven zeigen sich naturgemäß auf der Intersolar, über die wir ausführlich berichten (Seite 114). So präsentieren in diesem Jahr sehr viele Unternehmen Batterie- oder Energiemanagementsysteme. Sie helfen zwar noch nicht, eine hohe Rendite zu erwirtschaften. Doch die Entwicklung ist beachtlich. Vor zwei Jahren brauchte man noch nicht einmal die Finger einer Hand, um sie abzuzählen, im letzten Jahr reichten beinahe noch zwei Hände aus. In diesem Jahr gibt es 140 Aussteller in dem Produktbereich.
Wer die Photovoltaikbranche und ihre rasante Entwicklung kennt, wird angesichts dessen nicht in Versuchung geraten, das Potenzial der Speichersysteme zu unterschätzen. Nicht umsonst hat der Bundesrat, als er die derzeit diskutierte EEG-Novelle in den Vermittlungsausschuss verwies, Anreize für dezentrale Speicher gefordert (Seite 14). Auch die technische Entwicklung spezieller Lithiumbatterien für stationäre Speicher nimmt Fahrt auf. Es ist nur noch eine Frage der Stückzahlen, dass sie billiger werden (Seite 88). In der Folge wird die Politik den Zubau von Dachanlagen bald nicht mehr stoppen können (Seite 20), was kleinen und mittleren Handwerksbetrieben nicht nur eine neue, sondern auch ein gute Perspektive bietet.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Fuhs (Chefredakteur)