Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Diskussion um die Kürzung der Einspeisevergütung wird immer absurder. Anfang März einigt sich die Koalition auf einen Entwurf, in dem sich die CSU mit ihrer Forderung durchsetzt, Photovoltaik auf Ackerflächen nicht mehr zu fördern. Keine zwei Wochen später kommt die CSU zur Einsicht und setzt sich plötzlich für die Anlagen auf dem Acker ein. Damit ist wieder alles offen. Über die Hintergründe und verschiedenen Interessen berichten wir ab Seite 14. Warum nur bestimmte Landwirte gegen Photovoltaik auf dem Acker sind, lesen Sie ab Seite 20.
Begleitet wird die Politikposse von Medienberichten, die mit Horrorzahlen und Halbwahrheiten um Aufmerksamkeit ringen. In einem Artikel Mitte März werden Zahlen lanciert, wie stark der Photovoltaikausbau die Stromkunden belastet. Der Autor zitiert die üblichen Experten und Verbraucherschützer, die Skandal schreien und eine drastische Kürzung der Förderung fordern. Derweil distanzieren sich die Wissenschaftler, die in dem Artikel als Zeugen für die Zahlen herangezogen werden. Wir dokumentieren dieses Beispiel auf Seite 18.
Den Vogel schießen diejenigen ab, die Solaranlagenbetreiber als Schmarotzer auf Kosten von Rentnern und Kindern darstellen. Geschehen ist dies im Zusammenhang mit der Diskussion um Sinn und Unsinn der Eigenverbrauchsförderung. Richtig ist: Wer Solarstrom direkt verbraucht, spart die Stromsteuer, die in die Rentenkasse fließt. Das zu einem Argument gegen Eigenverbrauch zu wenden ist so, als wenn man Gesundheitskampagnen gegen das Rauchen diffamiert, weil dadurch die Einnahmen aus der Tabaksteuer sinken. Warum Eigenverbrauchsförderung eine sinnvolle Maßnahme ist, und zwar jetzt, lesen Sie in einem Interview als Teil unseres Spezials Eigenverbrauch auf Seite 90.
Ebenfalls im Spezial Eigenverbrauch stellen wir Ihnen ab Seite 79 Produkte vor, die Firmen ungeachtet der politischen Unsicherheit entwickelt haben und die helfen, den Eigenverbrauchsanteil zu steigern. Stellen Sie sich vor, was sein wird, wenn Ihr Solarstrom wirklich nicht mehr teurer ist als der Strom aus der Steckdose. Dann nutzen Ihnen diese Geräte – egal, was die Politiker entscheiden. Eigenverbrauch heute ist eine Vorbereitung auf die Netzparität morgen.
Die politische Diskussion auf Bundesebene ist auch unverständlich, weil sich Kommunen umso stärker engagieren. Bei vielen Bürgermeistern und Landräten ist das Solarfieber ausgebrochen. Sie nutzen die neuen technischen Möglichkeiten, um aus der Luft Dächer zu identifizieren, auf denen sich Solaranlagen lohnen. Wenn daraus Solaratlanten entstehen und mit Kampagnen verbreitet werden, bieten sich lokalen Installationsbetrieben große Chancen. Wir berichten darüber ab Seite 48.
Das Titelbild ist übrigens Teil des gerade fertiggestellten Solaratlas von Darmstadt. Er ist der erste, der eine Stadt mit einer dreidimensionalen Dachmodellierung vollständig erfasst.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Michael Fuhs
Chefredakteur