Der französische Halbleiterhersteller Soitec steigt eventuell aus der Solarenergie aus. Damit zieht das Unternehmen Konsequenzen aus dem Verlust mehrerer Aufträge in den vergangenen Monaten. Mehrere Stellen werden jetzt gestrichen.
Der französische Halbleiterhersteller Soitec prüft den Ausstieg aus dem Solarenergiegeschäft. Bisher bietet das Unternehmen im südostfranzösischen Bernin Systeme mit konzentrierender Photovoltaik (CPV) an. Doch jetzt hat der Aufsichtsrat die Weiterführung der CPV-Sparte in Frage gestellt. Das Unternehmen will sich wieder auf sein ursprüngliches Kerngeschäft, der Lieferung von Halbleitern für die Elektronikindustrie, zurückziehen. Sogar der komplette Rückzug aus der Solarbranche steht zur Debatte. Zunächst sollen aber die Kosten in der CPV-Sparte gesenkt werden.
Ein überraschender Schritt
Der Schritt kommt überraschend. Zunächst hatte Soitec noch im Dezember des vergangenen Jahres mit 46 Prozent einen neuen Effizienzrekord aufgestellt. Auch die Gesamtbilanz der CPV-Sparte von Soitec sieht nicht schlecht aus. Immerhin trägt die konzentrierende Photovoltaik inzwischen zu einem Viertel zum gesamten Geschäftsergebnis bei. Im Vergleich zum Jahr 2013 stiegen die Umsätze mit CPV-Systemen in den ersten neun Monaten von einer auf 38,6 Millionen Euro. Doch dieses Wachstum nahm ein jähes Ende. Schon im dritten Quartal setzten die Franzosen mit der CPV nur noch 3,4 Millionen Euro um. Die Probleme zeichneten sich schon vorher ab. „Im April 2014 wurden wir darüber informiert, dass Tenaska Solar Ventures entschieden hat, nicht die CPV-Technologie von Soitec für das Kraftwerk Csolar IV West in Kalifornien mit einer Leistung von 150 Megawatt zu nutzen“, erklärt Marylen Schmidt, Pressesprecherin von Soitec.
Bestellungen aus Kalifornien erwartet
Im Oktober war Soitec dann in einen Vertrag über den Bau eines CPV-Kraftwerks mit einer Leistung von 150 Megawatt involviert. Der Stromliefervertrag war schon geschlossen. Der Bau des Systems stand aber noch unter dem Vorbehalt, dass einige Bedingungen, die Soitec nicht nennt, erfüllt werden. „Soitec erwartete, einen Auftrag für die Lieferung des Systems vom Generalunternehmer zu bekommen, sobald diese Bedingungen erfüllt sind“, erinnert sich Schmidt. „Im Dezember 2014 wurde uns aber mitgeteilt, dass einige der administrativen Voraussetzungen im Zusammenhang mit der Geschäftsabwicklung nicht rechtzeitig erfüllt werden können. Soitec würde deshalb nicht den vom Generalunternehmer erwarteten Auftrag zur Lieferung der CPV-Systeme bekommen.“
300 Megawatt Auftragsvolumen verloren
Damit verlor das Unternehmen Aufträge über die Lieferung von 300 Megawatt CPV-Leistung innerhalb weniger Monate. „Es war nicht möglich, die entsprechenden Verluste aus den beiden verlorengegangenen Aufträgen innerhalb einer angemessenen Zeitspanne zu kompensieren“, begründet Maylen Schmidt die Entscheidung des Verwaltungsrates von Soitec. Das Unternehmen werde sich jetzt auf die sichere Bank des Elektronikgeschäfts zurückziehen. Zwar gingen in diesem Segment die Umsätze im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahr 2013 um gut sieben Prozent zurück. Doch verspricht sich der Aufsichtsrat für das zweite Halbjahr 2015 ein Wachstum der Sparte um 30 Prozent. Vor allem die steigende Nachfrage nach Smartphones wird den Bedarf an Halbleitern für die Konsumelektronik beflügeln.
Dies wird den etwa 100 Mitarbeitern in San Diego, Kalifornien, nichts nützen, deren Arbeitsplätze zur Debatte stehen. Sie waren bisher mit der Produktion der CPV-Komponenten beschäftigt. Doch im Zuge der Strategie zur Kostensenkung will Soitec dies Arbeitsplätze jetzt streichen. (su)