Glas-Glas-Module sind technisch anspruchsvoller, aber sie sind auch teurer zu fertigen. Solarwatt setze auf Glas-Glas, weil der Preiskrieg für Folie-Glas-Module auf dem Weltmarkt für die europäischen Hersteller verloren sei, erklärt Neuhaus.
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Ist Ihre Modulfabrik profitabel?
Das operative Geschäft schreibt schwarze Zahlen, denn mit solchen Premiumprodukten reicht eine Fabrik von 100 bis 200 Megawatt, um auf der sicheren Seite zu sein. Dafür ist es wichtig, dass wir im Markt gute Preise erzielen. Mit aktuellen Preisen von 43 oder 45 Cent je Watt können Sie keine Profitabilität erreichen, denn die Zellen kosten im Einkauf alleine schon 22 Cent. Dann bleiben für den Modulhersteller nur 20 oder 23 Cent, das kann man nicht schaffen.
Was haben Sie für 2017 geplant?
Wir haben viel Geld in die Modernisierung der Modulfertigung investiert, die künftig vollautomatisch laufen wird – auch die Rahmung, die bisher manuell erfolgte. Ab Ende des ersten Quartals werden alle unsere Module auf vollautomatischen Linien produziert. Dann können wir auch Zellen mit vier, fünf Busbars verlöten. Die Stringer sind nur noch halb so groß wie die vorherige Maschinengeneration, schaffen aber den doppelten Durchsatz.
Werden Sie sich aus der Fertigung von Standardpaneelen zurückziehen?
Der Preiskrieg auf dem Weltmarkt ist für die europäischen Hersteller verloren. Die Gigawattfabriken in Asien erreichen Skaleneffekte, die wir nicht aufholen können. Wir bieten Glas-Folie-Module an, solange der Kunde sie wünscht. Dies wird auch 2017 so sein, wenn unsere Kunden dieses Produkt bestellen. Darüber hinaus gibt eine Reihe von Märkten in Europa, in denen Glas-Folie die Türöffner sind. Glas-Glas-Module werden in Deutschland gut angenommen, in den Benelux-Ländern haben wir damit einen Marktanteil von 80 Prozent. In Ländern wie Polen, in Skandinavien oder anderswo haben die Installateure noch keine Erfahrungen mit Glas-Glas gemacht, dort wird es noch etwas dauern.
Wie viel Megawatt wollen Sie 2017 verkaufen?
Wir haben uns rund 100 Megawatt zum Ziel gesetzt. Davon sollen dann 65 Megawatt Glas-Glas-Module sein.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Zur Person: Detlef Neuhaus
wurde im September 2010 in den Vorstand der Solarwatt Abgerufen und war von Juni 2012 bis Januar 2013 Vorstandsvorsitzender. Seit der Umwandlung in eine GmbH im Januar 2013 ist er Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der Solarwatt GmbH. In dieser Funktion verantwortet er die Ressorts Vertrieb und Marketing, das Produktmanagement sowie Forschung und Entwicklung. Er wurde 1965 in Hagen geboren und studierte – nach einer technischen Lehre – Maschinenbau an der Fachhochschule Hagen/Iserlohn. Seine berufliche Laufbahn begann Neuhaus bei der Rehau AG. Nach dem Wechselzur Vaillant Group übernahm er verschiedene Positionen im Management in Deutschland, Frankreich und England. Vor seinem Eintritt bei Solarwatt verantwortete er als Mitglied des Verwaltungsrates alle Vertriebs- und Marketingaktivitäten der Viessmann Gruppe.