Der VDE und der ZVEH überarbeiten derzeit die Regeln für den Anschluss und Betrieb von Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz. Die dezentraler Solargeneratoren und BHKW sollen sich in Zukunft netzdienlicher verhalten. Interessierte Handwerker können sich an der Ausarbeitung beteiligen.
Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) und Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) erarbeiten derzeit eine neue Anwendungsregeln VDE-AR-N-4100 und VDE-AR-N 4105. Diese regelt den Anschluss und Betrieb von dezentralen Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz. Dazu gehören die meisten Photovoltaikanlagen in Deutschland, aber auch kleinere Blockheizkraftwerke und Kleinwindanlagen. So sollen diese Stromerzeuger in Zukunft auch am Netz bleiben, wenn kurzzeitig die Spannung einbricht, zum Beispiel wegen eines Kurzschlusses. Außerdem sollen die dezentralen Anlagen, die am Niederspannungsnetz angeschlossen sind, abhängig von der aktuellen Spannung am Anschlusspunkt die Netzspannung stützen. Hier geht es um neue Regelungen für die Einspeisung von Blindleistung.
Versorgungssicherheit auf hohem Niveau halten
Mit den neuen Regelungen wollen die beiden Fachverbände die Netzstabilität absichern, auch wenn immer mehr dezentrale Erzeuger am Niederspannungsnetz angeschlossen sind. Die Experten betonen, dass in Deutschland die Versorgungszuverlässigkeit sehr gut ist. „Die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit pro Letztverbraucher lag laut der FNN-Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik 2015 bei nur 11,9 Minuten“, erklären sie. „Dieser Wert darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Risiken im Netzbetrieb aufgrund des weiter wachsenden Anteils von volatiler Erzeugung aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen steigen“, ergänzt Ludger Meier, stellvertretender Vorstandsvorsitzender VDE|FNN. Deshalb sollen sich die dezentralen Erzeugungsanlagen künftig netzdienlicher verhalten und müssen bestimmte Systemdienstleistungen erbringen. Jegliche Weiterentwicklung der Anwendungsregeln müsse dabei mit Blick auf das Gesamtsystem erfolgen.
Veranstaltungen in Hannover und Leipzig
Die beiden Fachverbände debattieren zusammen mit 700 Fachexperten derzeit die konkrete Ausgestaltung der neuen Regeln. So finden die nächsten Veranstaltungen des 9. TAB-Fachforums am 28. Februar uns 1. März in Hannover sowie am 21. und 22. März in Leipzig statt. „Das TAB-Fachforum ist die bundesweit einzige Veranstaltung, bei der sich Elektrohandwerk, Hersteller und Netzbetreiber gemeinsam über die Umsetzung der Energiewende in der Niederspannung austauschen“, beschreiben die Fachverbände die Bedeutung dieser Veranstaltungen. Sie findet alle zwei Jahre statt und für die beiden Veranstaltungen in den kommenden Wochen können sich noch Handwerker, Vertreter von Herstellern und Netzbetreibern anmelden. Ein Entwurf für die entsprechende Anwendungsregel (VDE-AR-N 4105) ist für Mitte 2017 vorgesehen. (Sven Ullrich)