Die Begutachtung schadhafter Module ist mitunter sehr aufwändig. In der Regel gehen die Kosten zu Lasten des Betreibers. Denn zunächst muss er den Schaden nachweisen, wenn er den Hersteller in die Pflicht nehmen will.
Lesen Sie den ersten Teil: Die Seuche in den Lötstellen
Lesen Sie den zweiten Teil: Eine ernüchternde Diagnose
Die Module von S-Energy tragen die Seriennummer ausschließlich auf der Rückseite, auf einem Aufkleber auf der Folie. Zwar kann man betroffene Module beispielsweise mit Thermografie finden. Aber um die Nummern festzustellen und beim Hersteller einzureichen, muss man das Modul vom Montagegestell abnehmen – faktisch eine komplette Demontage.
Dabei weiß Minetzke nicht einmal, ob die übrigen Module in diesem Sommer nicht auch von Hotspots befallen werden. Denn die Seuche scheint sich schleichend über das gesamte Modulfeld auszubreiten. „Bisher wurden 60 von 267 Modulen getauscht“, stöhnt Minetzke. „Soll ich jetzt ständig nachprüfen, ob die anderen Module auch schadhaft sind – oder es werden?“
Mängel aus der Produktion
Aus vorliegenden Gutachten in ähnlichen Fällen geht ziemlich eindeutig hervor, dass es sich um Produktionsmängel von S-Energy handelt. 2011 und 2012 waren Boomjahre in der Photovoltaik, da kamen die Hersteller mit der Auslieferung kaum hinterher. S-Energy hat damals auf Zulieferer zurückgegriffen, die offensichtlich Mist gebaut haben. Mittlerweile haben sich die Koreaner von ihrem einstigen Partner getrennt – was die Murksmodule nicht automatisch aus der Welt schafft.
Ein bisschen ist es wie bei Kindern. Schnell bekommen sie in jungen Jahren Fieber, kriegen Pusteln oder Hitzepickel wie aus heiterem Himmel – das geht vorbei. Auch die Module von S-Energy sind seit 2012 nicht mehr auffällig geworden. Im Gegenteil: Bei vielen Installateuren waren und sind sie aufgrund ihrer Qualität und Stabilität sehr beliebt. Und neben den Reklamationsfällen gibt es draußen auf den Dächern etliche Anlagen, die problemlos laufen.
Die Probleme reißen nicht ab
Die defekten Module gehörten offensichtlich alle zu bestimmten Lieferungen, das erkennt man an den Seriennummern. Nach Informationen, die unserer Redaktion vorliegen, dürfte es sich immerhin um einige Megawatt handeln. Sie hätten niemals ausgeliefert, erst recht nicht installiert werden dürfen. Was aber viel schwerer wiegt, heute und jetzt: „Die Abwicklung von Seiten S-Energy ist katastrophal“, wettert Minetzke. „Besser wäre es, wenn S-Energy zu seinen Fehlern stehen und die gesamte Anlage durch neue Module ersetzen würde. Sonst ufern die Kosten weiter aus.“
Denn die Probleme reißen nicht ab. Bei den reparierten Modulen – bei zehn von bislang 60 – traten innerhalb von zwei Wochen erneut Hotspots auf. „Jetzt ist meine Geduld am Ende“, sagt er. „Ich akzeptiere keine reparierten Module mehr. Jetzt müssen die Koreaner neue liefern, und zwar fürs ganze Dach.“ Anders macht es tatsächlich keinen Sinn: 2011 hatten die Module noch eine Rahmenhöhe von 50 Millimetern. Heute sind die Rahmen lediglich 40 Millimeter hoch. (Heiko Schwarzburger)
Lesen Sie den vierten Teil: Versicherer ziehen sich zurück
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift photovoltaik, die am 23. März 2017 erscheint. Abonnenten können den gesamten Artikel nach dem Erscheinen online lesen – im Abobereich unserer Webseite.