In Darmstadt wurde ein Konzept eines regionalen Marktplatzes für Flexibilitäten vorgestellt. Ziel ist es, Verteilnetzbetreibern die Möglichkeit zu geben, auf solche Lösungen zurückzugreifen, um die Netz auch bei steigender Belastung stabil zu halten.
Der Speicherdienstleister Storegio aus Ludwigshafen hat zusammen mit den Forschern des Fraunhofer ISE und weiteren Projektpartnern einen neuen Ansatz zur Flexibilisierung des Energiesystems entwickelt. Dabei geht es darum, die Kosten für den Netzausbau im Zuge der Energiewende zu minimieren. Denn immer mehr volatile Erzeuger speisen ins Netz ein. Gleichzeitig entstehen vor allem im Verteilnetz neue Lastspitzen durch die Sektorenkopplung, hier vor allem durch die Elektromobilität.
Quartierspeicher erbringt Netzdienstleistung
Deshalb war es Ziel des Projekts, einen regionalen Marktplatz für Flexibilitäten im Stromsystem zu entwickeln. Dabei geht es konkret darum, gezielt regionale Energiedienstleistungen zu handeln und damit das Netz gerade durch die volatilen aber auch flexiblen Komponenten im System stabil zu halten. „Netzbetreiber können zum Beispiel den Marktplatz nutzen, um von Betreibern flexibler Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen oder Speichersystemen gezielt Unterstützung einzukaufen“, erklärt Peter Eckerle, Geschäftsführer von Storegio und Projektkoordinator, den Ansatz, der heute in Darmstadt vorgestellt wurde. „Dies kann ihnen helfen, Investitionen in den Ausbau ihrer Netze zu begrenzen und bringt beiden Seiten Vorteile.“
Herzstück des Marktplatzes ist ein riesiger Quartierspeicher, der von ADS Tec aus Nürtingen geliefert und in ein Neubaugebiet in Groß-Umstadt installiert wurde. Das Quartier gehört zum Netzgebiet des Darmstädter Ökostromversorgers Entega. Der Speicher puffert die Energie aus den angeschlossenen Photovoltaikanlagen im Quartier. Er kann seine zusätzlich noch verfügbaren Leistungsreserven als Flexibilitätspotentiale auf dem Marktplatz anbieten und damit ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften. Das hilft wiederum der Wirtschaftlichkeit der Investition.
Zusatzbelastung der Batterie untersucht
Dazu kommen noch technologische Fragen. So hat das Fraunhofer ISE zusammen mit ADS Tec untersucht, wie sich diese zusätzliche Nutzung auf die Lebensdauer der Batterie auswirkt. Das Ergebnis: Die Zusatzbelastung durch die Stabilisierung des regionalen Netzes führte über die Zeit zu einer deutlich geringeren Alterung als es die Forscher vorher erwartet haben. Die Forscher des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) haben zusätzlich untersucht, welche Probleme die Anbindung vieler dezentraler Anlagen an solche Marktplätze mit Blick auf einen sicheren Netzbetrieb verursachen. Sie haben geeignete Sicherheitskonzepte entwickelt, um diese Probleme zu umgehen. Storegio widmete sich der Frage, welche regulatorischen Hürden für den Betrieb eines solchen regionalen Marktplatzes der Flexibilitäten bestehen und ob sich die Nutzung des Marktplatzes wirtschaftlich für Betreiber und Nutzer lohnt. (su)