Energiespeicher sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. In Frankfurt am Main nahm eine neue Power to Gas-Anlage offiziell ihren Betrieb auf. Die Anlage soll künftig auch Regelenergie bereit stellen. Allerdings sind noch Jahre der Forschung nötig, damit die Technologie Marktreif wird.
Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir kam gestern persönlich zur Inbetriebnahme der Strom zu Gas-Demonstrationsanlage auf dem Gelände der Frankfurter Mainova. „Speichertechnologien zu entwickeln, ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Energiewende, wenn die Integration von Wind- und Solarstrom gelingen soll“, erklärte der Grüne Al-Wazir.
Erneuerbare ins Gasnetz
Ende vergangenen Jahres hat die Anlage erstmalig Wasserstoff in das Frankfurter Gasverteilnetz eingespeist. Das Stadtwerkenetzwerk Thüga setzt dabei auf die so genannte PEM-Elektrolyse vom Unternehmen ITM Power aus Sheffield. Bauingenieur Günter Walther leitet die Abteilung Netzstrategie bei der Thüga. „Das PEM-Verfahren ist zwar noch nicht so weit entwickelt wie die alkalische Variante, aber der PEM-Elektrolyseur kann auch schneller auf die veränderten Lastzustände im Stromnetz reagieren“, erklärt er. Zudem beanspruche die kompaktere Bauweise weniger Raum bei der Installation. Die Anlage speist direkt ins Verteilnetz des regionalen Gasnetzbetreibers ein. Das Unternehmen Erdgas Schwaben kauft und vertreibt das Gas bilanziell. Auch hier gilt die Zwei-Prozent-Einspeisehürde. Denn Wasserstoff verdünnt das Gas, da der Heizwert pro Volumen geringer ist als bei Methan. Es gibt 13 Partnerunternehmen, die langfristig von den Erfahrungen der Pilotanlage profitieren wollen.
Der Wirkungsgrad der Pilotanlage liegt bei 67 Prozent bei einer installierten Leistung von 320 elektrischen Kilowatt. 60 Kubikmeter Wasserstoff werden pro Stunde erzeugt und 3.000 Kubikmeter Gas ohne Verdichtung mit 3,5 Bar ins Netz eingespeist. Die Testphase läuft bis Ende 2016. Eine größere Anlage sei noch nicht geplant. Die Thüga wolle die Entwicklung der Technologie weiter beobachten.
Forschungsphase bis Ende 2016
In der nun beginnenden dreijährigen Betriebsphase wird die Anlage am Regelenergiemarkt teilnehmen und negative Regelenergie bereitstellen. Das heißt, befindet sich zu viel Strom im Netz, wird die Lastabnahme des Elektrolyseurs auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers erhöht. Die Anlage nimmt den überschüssigen Strom auf und wandelt ihn in Wasserstoff um. Damit trägt sie auch zur Stabilität des Stromnetzes bei.
Hintergrund: Nach einer Analyse der Thüga könnte der Speicherbedarf in 2020 bei 17 Terawattstunden und in 2050 sogar bei 50 Terawattstunden liegen. Die kommunalen Gasverteilnetze könnten diese Mengen komplett aufnehmen. Damit die Strom zu Gas-Speichertechnologie jedoch Marktreife erreichen könne, fordert die Thüga während der Erprobungs- und Markteinführungsphase der Technologie zunächst noch Investitionszuschüsse vom Staat. Das Thema scheint trotzdem sehr interesssant: Der Audi-Konzern betreibt bereits eine Power to Gas-Anlage im niedersächsischen Werlte, ebenso wie der Eon-Konzern und das Unternehmen Enertrag aus Prenzlau. (Niels H. Petersen)