Mit den Ergebnissen eines langen Praxistests einer Power-to-Gas-Anlage zeigen sich die Projektpartner der Thüga-Gruppe zufrieden. Vor allem vom hohen Wirkungsgrad sind sie überrascht. Jetzt muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.
Nicht sofort verbrauchten Ökostrom in die Produktion von Wasserstoff zu stecken und damit langfristig zu speichern ist keine neue Idee. Sie ist eine Möglichkeit, die volatile Erzeugung durch die Solar- und Windkraftanlagen ins Energiesystem zu integrieren. Dass die Technologie ausgereift ist, haben die Projektpartner der Thüga-Gruppe bewiesen. Vor drei Jahren haben sie auf dem Gelände des Versorgers Mainova in Frankfurt eine solche Power-to-Gas-Anlage installiert und seither auf Herz und Nieren im Praxisbetrieb getestet.
Das Ergebnis: Die Anlage läuft besser als erwartet. „Wir konnten eindeutig belegen, dass die Gemeinschaftsanlage in den zurückliegenden drei Jahren Praxisbetrieb alle Belastungstests bestanden hat“, erklärt Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova. „Die Technologie hat viele Erkenntnisse für die weitere Nutzung geliefert“, ergänzt Tobias Struck, Leiter der Gruppe Speicher und Projekte beim Schweriner Versorger Wemag, der an dem Projekt beteiligt ist.
Anlage kann Regelenergie liefern
Vor allem mit dem Wirkungsgrad sind die Projektpartner zufrieden. „In ihrem relevanten Belastungsbereich zwischen 5, und etwa 325 Kilowatt erreichte die Gesamtanlage – von der Stromentnahme bis zur Gaseinspeisung – einen Wirkungsgrad von bis zu 77 Prozent, bezogen auf den Brennwert“, berichtet Tobias Struck. „Damit konnten wir belegen, dass die Strom-zu-Gas-Technologie prinzipiell auch für den Einsatz im Primärregelenergiemarkt geeignet ist“, sagt Alsheimer.
Allerdings fehlen noch die geeigneten Rahmenbedingungen für die breite Anwendung der Umwandlung überschüssigen Ökostroms in Gas – sei es Wasserstoff oder sogar Methan. Die Technologie ist geeignet, den Flaschenhals bei der Senkung des Kohlendioxidausstoßes zu weiten. Denn bisher hapert es bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und vor allem die Energiewende im Verkehrssektor kommt überhaupt nicht voran. Mit der Umwandlung von Ökostrom in Wasserstoff steht dieses Gas nicht mehr nur zur Rückverstromung zur Verfügung, sondern kann direkt in Brennstoffzellen genutzt werden, die sowohl Blockheizkraftwerke als auch Autos antreiben können.
Sektorkopplung endlich angehen
Außerdem ist die notwendige Gasnetzinfrastruktur als Speichermedium schon vorhanden. Dieses Gasnetz bringt genügend Kapazität mit, um den üppigen Speicherbedarf im Rahmen der Energiewende zu decken. So gehen die Projektpartner davon aus, dass ein großer Anteil des für 2020 erwarteten Bedarfs an Speicherkapazität mit der Umwandlung von Ökostrom in Gas und dessen Einspeicherung ins Gasnetz sichern kann.
Zusätzlich kann die Speicherung des überschüssigen Ökostroms in Form von Gas die Stromnetze erheblich entlasten. Das würde zu einem geringeren Ausbaubedarf der Netze führen und die Energiewende könnte insgesamt wieder Fahrt aufnehmen. Deshalb fordern die Projektpartner die nächste Bundesregierung auf, endlich ein schlüssiges Konzept zur Entwicklung dieser Technologie vorzulegen. In der jetzt ablaufenden Legislaturperiode war die Umsetzung der Kopplung von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor in den Kinderschuhen stecken geblieben. (su)
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