Eine Befragung durch die Bonner Marktforscher von EUPD Research ergab: Die Untätigkeit der Großen Koalition ist bedrohlicher als die Coronakrise. Steht der Photovoltaik in Deutschland ein ähnlicher Kahlschlag wie der Windbranche bevor?
Während sich im ersten Quartal 2020 die positive Entwicklung des vergangenen Jahres im deutschen Solarmarkt fortsetzte, droht nun ein drastischer Rückgang insbesondere bei Gewerbe- und Industrieanlagen. Zwar wird bei Kleinanlagen bis zehn Kilowatt im weiteren Jahresverlauf ein Absatzwachstum erwartet. Doch 31 Prozent der befragten Solarteure sehen bei Gewerbeanlagen und sogar 53 Prozent bei Industrieanlagen einem Rückgang entgegen.
Dies wird sich besonders drastisch auf den Solarmarkt in Deutschland auswirken, da Gewerbeanlagen mit 1,1 Gigawatt und Industrieanlagen mit 1,7 Gigawatt über 70 Prozent aller Neuinstallationen 2019 umfassten.
Zudem werden alle Unternehmen gefährdet, die sich durch eigene Solaranlagen wettbewerbsfähig machen wollen – auch und vor allem globalen Krisen zum Trotz. Denn schon bald greift Paragraf 49 Absatz 5 des EEG und die dort formulierte Zubaugrenze von 52 Gigawatt, der sogenannte Solardeckel.
Alexander Schütt, Geschäftsführer von Baywa r.e. Solar Energy Systems, urteilt: „Das seit Monaten andauernde taktische Verhandlungsspiel innerhalb der Koalition darf nicht länger auf dem Rücken des Solarhandwerks fortgesetzt werden. Die Abschaffung des Solardeckels wurde bereits im September 2019 im Klimapaket beschlossen. Die Zeit drängt – Tausende Existenzen und die Erreichung der 2030er-Ziele hängen daran.“
Andreas Piepenbrink vom Speicherhersteller E3/DC kommentiert: „Die Netzbetreiber wehren sich gegen Einsparungen durch modernste Speichertechnik und verbauen dem Bürger die Zukunft in Deutschland.“ Peter Thiele von Sharp Energy Solutions moniert: „Ich appelliere eindringlich an die Bundesregierung, den 52-Gigawatt-Deckel, den wir voraussichtlich bereits im Sommer erreichen, sofort zu entfernen.“
Detlef Neuhaus, Geschäftsführer von Solarwatt, warnt: „Mit dem Solardeckel wird eine heimische Branche abgewürgt, die zu den Wachstumsmotoren der deutschen Industrie gehört. Sie verschafft mehr als 100.000 Menschen Lohn und Brot. Unsere Auftragsbücher sind trotz Corona voll. Wir benötigen keine Rettungspakete von der Politik, sondern fordern nur, dass sie bereits gegebene Zusagen einhält.“